Übersichtskarte

Stimmen im Vorfeld

Samstag, 03.10.2015

Eine angeheiratete Verwandte: Um Birgit mache ich mir Sorgen, um Manfred nicht.

Ein aktiver FH-Kollege: Wenn ich an Australien denke, möchte ich mit Ihnen tauschen. Bei meinem ersten Besuch dort habe ich Sydney auf der Hitliste meiner Lieblingsorte ganz nach oben gesetzt. Versuchen Sie dort einmal das olympische Dorf zu besuchen. Das Abwasser wird natürlich recycelt (Binsenfilter) und mit großen Nanofiltern wieder zu Trinkwasser aufbereitet.

Eine aktive FH-Kollegin: In Australien war ich auch noch nicht. Da muss ich unbedingt noch hin. Ich mache es später genauso wie Sie. 

Ein Mieter: Tolle Städte, besonders Sydney. Sie müssen unbedingt einmal mit einem Wasserflugzeug über die Stadt fliegen, von Rose Bay aus. Ein unvergessliches Erlebnis.

Eine Mitreisende: Meine größte Sorge ist, wann, wie und wo gewaschen werden kann.

Ein angedichteter Sohn: Ihr seid im Oktober und November nicht zu Hause? Wer sorgt dann für mich? Und wo seid ihr überhaupt?

Der Autohändler: Dann seien Sie auf der Fahrt aber ganz besonders vorsichtig! Dort sollen ja jede Menge besoffene Aborigines herumfahren.

 

 

 

 

Anreise mit kleinen Hindernissen

Dienstag, 06.10.2015

Das begann gleich richtig. Wegen des Brandes im Stellwerk Mühlhausen verzichteten wir auf die Bahnfahrt (die Fahrkarte verfiel) und fuhren mit King George zum Düsseldorfer Flughafen, wo Thoralf das Fahrzeug übernahm und nach Paderborn weiterfuhr. Der Abflug verzögerte sich um eineinhalb Stunden, so dass beim Umsteigen in Dubai statt der zwei Stunden nur eine halbe verblieb. Am Ausgang stand bereits ein Mitarbeiter vom Flughafen und rief: Sydney, Adelaide, Seychellen, und er lotste uns auf einem längeren Weg zur Shuttlebahn und unserem Gate, wo die Maschine noch wartete. Immerhin blieb uns so eine längere Wartezeit auf dem Flughafen erspart. Und dann begann der endlose 13-Stundenflug. Birgit hat alles einigermaßen überstanden. Vom Flughafen Sydney brachte uns ein Taxi zum Radisson Blu Plaza. An die Zeitumstellung werden wir uns noch gewöhnen müssen.

Der Skandal

Mittwoch, 07.10.2015

Im Reiseplan stand "Ausschlafen", dem die Hälfte der Reisegruppe auch nachkam.  Dass für Sydneys Opernhaus sieben Mio. AUD kalkuliert worden waren, der Bau aber 102 Mio. AUD kostete, war nicht der Skandal, sondern dass das Haus einige Sydneyraner an kopulierende Schildkröten erinnerte. Wir fanden die Oper sehr gelungen, sehr schön am Hafen gelegen. Überhaupt gibt es herrliche Wege am Wasser entlang. Bei bewölktem Himmel und heute vielleicht einem Millimeter Niederschlag war der Frühlingstag gut 20 ºC warm. Den Stadtrundgang haben wir abgehakt.

Vielen Dank an Ronald für seine Nachricht. Wie geht es unserer Lieblingsschwiegertochter?

 

Flora und Fauna

Donnerstag, 08.10.2015

Als Einführung in die australische Flora sollte der Besuch des Botanischen Gartens von Sydney dienen, doch stellte sich heraus, dass es sich um einen großen englischen Park handelt, der Anfang des 19. Jahrhunderts von der Gattin des damaligen Gouverneurs angelegt worden ist. Dennoch ist es eine schöne Anlage und noch dazu ohne Eintrittspreis, damit sie der Bevölkerung zu Gute kommen kann, anders als in Hannover, wo die Herrenhäuser Gärten nach Verfügung von King George dem Volk frei zugänglich sein sollten, wie jeder weiß, was lange Zeit auch galt, dann aber unter einer sich sozialdemokratisch nennenden Stadtregierung abgeschafft worden ist.

Die australische Fauna wird u. a. im Australischen Museum Sydney gezeigt, als Präparate. In fast jeder Tiergattung sind auf dem Kontinent die giftigsten Exemplare zu finden. Das Gift der Würfelqualle ist innerhalb von vier Minuten humanletal; es existiert ein Gegengift, doch muss dieses sofort gespritzt werden. Es beruhigt uns sehr, dass wir auf der Fahrt selbstklebende Mullbinden zur Anwendung der Pressure Immobilisation Method dabei haben werden.

Eigentlich sind die giftigen und die anderen gefährlichen Tiere Opfer der Menschen, wie wir lernten, denn die meisten sind scheu. Jährlich sterben in Australien etwa 120.000 Menschen, und nur fünf davon durch Tiere. Durch Haie kommt im langjährigen Mittel nur etwa ein Mensch jährlich ums Leben.

Der Nachmittag wurde sehr angenehm in einer Cocktailbar am Darling-Harbour verbracht, der nach einem Gouverneur der frühen Deportationszeit benannt ist. Der freundliche Familienname täuscht über seine brutalen Methoden gegenüber den Verurteilten hinweg.

Das Abendessen wurde im Restaurant des Customs House eingenommen, das an der Stelle steht, wo 1788 die ersten Deportierten anlandeten.

 

 

****Wanderung

Freitag, 09.10.2015

Der erste richtige Sonnentag, und dafür waren die mitgenommenen Jacken überflüssig. Ein Bus brachte die Reisegruppe zum mondänen Bondi Beach, von wo ein sechs Kilometer langer Wanderweg vorbei an Buchten und Klippen mit prächtigen Aussichten auf den Pazifik nach Coogee Beach führte. Dafür bekommt der Weg von uns vier Sterne. Leider hatte die freundliche junge Dame am Fahrkartenschalter die Linien für die Busweiterfahrt falsch mitgeteilt. An vielen Haltestellen fehlen deren Namen und Fahrpläne sind dort auch nur in seltenen Fällen ausgehängt. Erst ein freundlicher Busfahrer teilte die richtige Verbindung mit, so dass die Reisegruppe dann zu den spektakulären Klippen der Watson Bay gelangte. Von hier sollte die Rückfahrt mit einer Fähre erfolgen, doch war weder ein Automat, noch ein Schalter vorhanden; auch fehlten jegliche Hinweise, wie eine Fahrkarte erworben werden könnte. Alle anderen Fahrgäste verfügten über Tages- oder Mehrtagestickets. Es stellte sich dann heraus, dass die Bezahlung nach dem Anlegen am Zielhafen an einem Automaten vorgenommen werden konnte. Der schöne Tag wurde nur durch das blamable Fußballspiel gegen Irland getrübt.

Die Oper in Sydney

Samstag, 10.10.2015

Der Tag begann mit der Fährfahrt nach Rose Bay, doch waren alle Flüge mit dem Wasserflugzeug über Sydney für diesen Tag ausgebucht. Während sich die weibliche Hälfte der Reisegruppe unwohl fühlte und den Nachmittag im Hotel verbrachte, nahm die männliche Hälfte an einer Führung durch das Government House teil, das kein Museum ist, sondern weiterhin Sitz des Gouverneurs für New South Wales. Am Abend ging es in die Oper. "Velvet" ist eine schrille, schmissige, mitreißende Aufführung mit Soul, Tanz und Akrobatik, die nach knapp 90 Minuten endete (ohne Pause). Selten haben wir auf so minderwertigem Gestühl gesessen, sehr eng gestellte Stahlrohrstühle mit billigem Kunststoffkissen und Platznummern, die mit Selbstklebefolie oben auf die Rückenlehnen geklebt waren, womit bei dem Eintrittspreis nicht zu rechnen gewesen war.

Warum heißt der Regenwald Regenwald?

Sonntag, 11.10.2015

Sydney: abgehakt! Die Abholung des Mietwagens verlief mit einer Überraschung. Die AVIS-Station befindet sich in der Williamstreet, und dafür war bei Googlemaps der Weg dorthin herausgesucht worden, nämlich etwa 15 km entfernt in einem Vorort. Ausgerechnet an diesem Wochenende fanden Bauarbeiten an der Bahnstrecke statt, mit einem Schienenersatzverkehr mit Bussen, was einige Zeit kostete. Vom Zielbahnhof waren es dann noch gut 20 Minuten zu laufen. Und dann stellte sich heraus, dass AVIS dort nicht ansässig war. Es gibt in Sydney noch eine andere Williamstreet. Also zurück zum Bahnhof, und von dort mit einem Taxi den Weg zurück nach Sydney. AVIS war nur etwa 3 km vom Hotel entfernt. Dafür klappte die Fahrzeugübergabe reibungslos. So waren über drei Stunden vergangen, bis der Fahrer mit dem Mietwagen wieder beim Hotel eintraf und die Reisegruppe abholte, die sich schon einige Sorgen gemacht hatte.

Der Linksverkehr ist gewöhnungsbedürftig. Wenn man links den Blinker betätigt, läuft der Scheibenwischer an, und wenn man den Scheibenwischerhebel rechts bedient, blinken die Blinker. Zum Glück sind Gas- und Bremspedal nicht vertauscht. Auch will man immer auf der falschen Seite einsteigen.

Die erste Etappe führte in die Blue Mountains. Vom Echo Point hat man einen guten Blick auf die drei Schwestern, so ähnlich wie die Lange Anna dreimal nebeneinander. Die Scenic World  am Blue Mountains National Park in der Nähe wird dummerweise von vielen Touristen frequentiert, doch ist der Ort phantastisch. Mit einer Kabelseilbahn ging es zum Talboden und von dort auf einem gut angelegten, aufgeständerten Bohlenweg durch den Regenwald. Die Formationen erinnern an den Grand Canyon, doch anders als dort ist hier alles von einem dichten hohen Urwald bedeckt. Mit der steilsten Schienenbahn der Welt führte die Fahrt zurück nach oben, wo sich eine weitere Fahrt mit dem "Scenic Skyway", einer Kabelseilbahn mit Glasboden, die eine Schlucht überspannt, anschloss. Warum der Regenwald so heisst, kann man sich denken. Es setzte heftiger Regen ein, zum Glück erst am späten Nachmittag.

Nun sind wir im Motel in Katoomba angekommen und das Auto, ein Nissan Pulsar ST, parkt vor der Tür, was sehr praktisch ist, denn die Koffer können auf kurzem Wege ins Zimmer getragen werden. Warum haben sich die Motels in Deutschland nicht durchgesetzt? Und vielleicht der Höhepunkt des Tages: hier gibt es eine Laundry! Auch sind die Preise für Essen und Getränke hier deutlich ziviler als in Sydney.

 

 

 

Superlative

Montag, 12.10.2015

Auf unserer Reise durch die USA haben wir die Superlative kennen gelernt: Die Stadt mit der größten Bratpfanne - Die kleinste Großstadt westlich des Mississippis (alles wahr) - usw. Heute besuchten wir den Featherdale Wildlive Park in Doonside, der gleichzeitig zwei Superlative aufzuweisen hat: die weltgrößte Anzahl australischer Tiere sowie die weltgrößte Anzahl von Koalas in einem Zoo. In dem Zoo werden nur australische Tiere gehalten. Die Größe und Gestalt der Gehege ist einigermaßen angemessen. Alle wesentlichen australischen Tiere haben wir gesehen,  bis auf den Tasmanischen Teufel, der sich unterirdisch verbarg. Eines von den geschätzt 100.000 Photographien wird zeigen, wie sich eine verzückte Reiseteilnehmerin streichelnd über ein Wallaby beugt, und auf einer anderen Aufnahme ist die gesamte Gruppe einschließlich Reiseleitung streichelnd mit einem Koala zu sehen.

An dem sonnigen Frühlingstag herrschten am Nachmittag 35ºC. Auf der Fahrt fiel mehrfach kurzzeitig ein Guss und am Abend heftiger Niederschlag, ein Sturzregen von höchstens fünf Minuten Dauer.

Knapp 400 km nördlich liegt Port Macquarie, benannt nach einem "guten" Gouverneur. Gegen 19 Uhr war Ankunft und die Rezeption hatte gerade geschlossen. Doch hatte man vorgesorgt und das Restaurant nebenan informiert, von wo gleich jemand hinzueilte und ein Couvert mit Türschlüsselkarte und Informationen überreichte, dabei das Kennwort für den Internetzugang.

Im Hotelrestaurant gab es dann noch leckeres Steak mit Wein bzw. Warsteiner (!).

 

 

Spontane Entscheidungen

Dienstag, 13.10.2015

Nach der Road-Map war für den heutigen Tag nur eine 500 km-Fahrt vorgesehen. Doch in Port Macquarie erfuhren wir morgens vom Roto House Historic Site und entschlossen uns ganz spontan zur Besichtigung. Das 1890 errichtete Holzgebäude gehörte der reichsten Familie des Ortes. Mit seiner originalen Einrichtung erinnerte es an das Mobiliar unserer Großeltern. Wenn das Haus auch für deutsche Verhältnisse nicht sonderlich alt ist, so stellt es für australische Verhältnisse eine Besonderheit dar. Ein freundlicher Ranger erzählte der Reisegruppe die Familiengeschichte und gab Informationen zur Bauweise und Einrichtung.

In unmittelbarer Nähe des Roto-Hauses befindet sich das Koala Hospital und die Reisegruppe entschloss sich ganz spontan zu einem Besuch. In privater Initiative werden hier kranke und verletzte Koalas behandelt und gepflegt. Die Tiere hatten sich bei einem Buschfeuer verbrannt, waren angefahren worden oder litten unter einer Infektion. Das ehrenamtliche Engagement verdient hohen Respekt. Die Koalas konnten in ihren Gehegen leise gesehen werden. Alle waren dabei, sich gesund zu schlafen.

Während der Weiterfahrt wurde plötzlich der Navi-Bildschirm schwarz; der Energievorrat war verbraucht und das Gerät wurde nicht aufgeladen. Ohne Navigationsgerät ist man ziemlich hilflos. An den Steckern am Gerät und am Zigarettenanzünder war zunächst kein Problem erkennbar. Dann gedachte man der kleinen Sicherung, die bei der Abfahrt morgens im Fußraum gefunden worden war, doch wozu gehörte sie? Es fanden sich dann noch zwei weitere Teile einer Schraubverbindung und ein Mitreisender mit geringem Ingenieurverstand erkannte deren Bedeutung, denn es handelte sich um die Spitze des Navi-Steckers, der nur richtig zusammengeschraubt werden musste, damit das Gerät wieder anstandslos funktionierte.

Bei einem Blick auf die Karte erfuhr man vom Dorrigo National Park Skywalk, der nur einen relativ kleinen Abstecher erforderlich machte, nämlich etwa zwei Stunden. Da entschloss sich die Reisegruppe ganz spontan, den Skywalk zu laufen. Man geht etwa 70 Meter über dem Boden im Bereich der Baumkronen des Regenwaldes und staunt, wie dicht das Blattwerk in der Höhe ist.

Während die Mittagstemperatur bei 30 ºC lag, begann am frühen Nachmittag ein Gewitter und die weitere Fahrt wurde von teilweise heftigem Regen begleitet, verbunden mit einem Temperaturabfall auf 15 ºC. Im Dunkeln wurde nach etwa 600 km Southport erreicht, und damit die Grenze zwischen New South Wales und Queensland gequert. Manche Wohnung ist kleiner als die Räume des Meriton Serviced Apartments Southport, von wo man  vom Balkon im 10. Stockwerk den Blick auf den Hafen genießen kann.

Ach ja, das mit Irland geht in Ordnung.

 

 

 

 

 

Richtig Geld gespart

Mittwoch, 14.10.2015

Am Morgen wurden der Reisegruppe vier Alternativen zur Auswahl gestellt, nämlich ein Wildlife Park, Sea World, die frühe Fahrt nach Brisbane mit Stadtbesichtigung oder ein Ruhetag und die Gruppe entschied sich einstimmig und spontan für Sea World, eine Mischung aus Tierpark, Rummelplatz und Shows. Bei angenehm sonnig-sommerlichen Temperaturen wurde mehreren Aufführungen beigewohnt, allerdings keine der ansonsten angebotenen Aktivitäten wahrgenommen, wie Tauchen mit Haien, einem Hubschrauberflug usw., auch keines der Fahrgeschäfte. Trotz des relativ hohen Eintrittspreises war es eine große Ersparnis, denn dadurch wird eine teure Reise nach Sea World in Florida gespart.

Da das Hotel in Brisbane, wohin die Fahrt am späten Nachmittag weiterging, zur selben Kette wie das tolle Haus in Gold Coast gehört, konnte etwas Nahrung in einem an der Route liegenden Marketplace, der vorab im Internet recherchiert wurde, weil das Auffinden eines Supermarktes sich bisher schwierig gestaltet, zur Verspeisung in der Unterkunft erworben werden, so dass erstmalig kein Restaurant zur Nahrungsaufnahme aufgesucht werden musste. Offensichtlich schließen hier viele Läden bereits um 17 Uhr und so konnten drei fertige chinesische Gerichte zum Preis von zweien erworben werden.

Das Appartementhotel in Brisbane liegt zentral und bietet alle Annehmlichkeiten. Vom Wohnraum im 24. OG mit einer bis zum Fußboden reichenden Fensterfront schweift der Blick über das nächtliche Stadtzentrum mit dem Brisbane River. Im Hintergrund rotiert die Waschmaschine, die den von unten heraufwallenden Verkehrlärm allerdings nicht zu übertönen vermag. Die Reisegruppe sitzt am Fenster mit dem Seat-Frame mit French embroidery. Adepten wissen, was gemeint ist (Hallo, Martina). Für den Mietpreis in der Tiefgarage hätte man allerdings in Deutschland eine große Familie einen Tag lang versorgen können.

Aus Zeitgründen wird die Stadtbesichtigung morgen ausfallen müssen.

Übrigens geht das mit den Niederlanden in Ordnung.