Berichte von 10/2015

Stimmen im Vorfeld

Samstag, 03.10.2015

Eine angeheiratete Verwandte: Um Birgit mache ich mir Sorgen, um Manfred nicht.

Ein aktiver FH-Kollege: Wenn ich an Australien denke, möchte ich mit Ihnen tauschen. Bei meinem ersten Besuch dort habe ich Sydney auf der Hitliste meiner Lieblingsorte ganz nach oben gesetzt. Versuchen Sie dort einmal das olympische Dorf zu besuchen. Das Abwasser wird natürlich recycelt (Binsenfilter) und mit großen Nanofiltern wieder zu Trinkwasser aufbereitet.

Eine aktive FH-Kollegin: In Australien war ich auch noch nicht. Da muss ich unbedingt noch hin. Ich mache es später genauso wie Sie. 

Ein Mieter: Tolle Städte, besonders Sydney. Sie müssen unbedingt einmal mit einem Wasserflugzeug über die Stadt fliegen, von Rose Bay aus. Ein unvergessliches Erlebnis.

Eine Mitreisende: Meine größte Sorge ist, wann, wie und wo gewaschen werden kann.

Ein angedichteter Sohn: Ihr seid im Oktober und November nicht zu Hause? Wer sorgt dann für mich? Und wo seid ihr überhaupt?

Der Autohändler: Dann seien Sie auf der Fahrt aber ganz besonders vorsichtig! Dort sollen ja jede Menge besoffene Aborigines herumfahren.

 

 

 

 

Anreise mit kleinen Hindernissen

Dienstag, 06.10.2015

Das begann gleich richtig. Wegen des Brandes im Stellwerk Mühlhausen verzichteten wir auf die Bahnfahrt (die Fahrkarte verfiel) und fuhren mit King George zum Düsseldorfer Flughafen, wo Thoralf das Fahrzeug übernahm und nach Paderborn weiterfuhr. Der Abflug verzögerte sich um eineinhalb Stunden, so dass beim Umsteigen in Dubai statt der zwei Stunden nur eine halbe verblieb. Am Ausgang stand bereits ein Mitarbeiter vom Flughafen und rief: Sydney, Adelaide, Seychellen, und er lotste uns auf einem längeren Weg zur Shuttlebahn und unserem Gate, wo die Maschine noch wartete. Immerhin blieb uns so eine längere Wartezeit auf dem Flughafen erspart. Und dann begann der endlose 13-Stundenflug. Birgit hat alles einigermaßen überstanden. Vom Flughafen Sydney brachte uns ein Taxi zum Radisson Blu Plaza. An die Zeitumstellung werden wir uns noch gewöhnen müssen.

Der Skandal

Mittwoch, 07.10.2015

Im Reiseplan stand "Ausschlafen", dem die Hälfte der Reisegruppe auch nachkam.  Dass für Sydneys Opernhaus sieben Mio. AUD kalkuliert worden waren, der Bau aber 102 Mio. AUD kostete, war nicht der Skandal, sondern dass das Haus einige Sydneyraner an kopulierende Schildkröten erinnerte. Wir fanden die Oper sehr gelungen, sehr schön am Hafen gelegen. Überhaupt gibt es herrliche Wege am Wasser entlang. Bei bewölktem Himmel und heute vielleicht einem Millimeter Niederschlag war der Frühlingstag gut 20 ºC warm. Den Stadtrundgang haben wir abgehakt.

Vielen Dank an Ronald für seine Nachricht. Wie geht es unserer Lieblingsschwiegertochter?

 

Flora und Fauna

Donnerstag, 08.10.2015

Als Einführung in die australische Flora sollte der Besuch des Botanischen Gartens von Sydney dienen, doch stellte sich heraus, dass es sich um einen großen englischen Park handelt, der Anfang des 19. Jahrhunderts von der Gattin des damaligen Gouverneurs angelegt worden ist. Dennoch ist es eine schöne Anlage und noch dazu ohne Eintrittspreis, damit sie der Bevölkerung zu Gute kommen kann, anders als in Hannover, wo die Herrenhäuser Gärten nach Verfügung von King George dem Volk frei zugänglich sein sollten, wie jeder weiß, was lange Zeit auch galt, dann aber unter einer sich sozialdemokratisch nennenden Stadtregierung abgeschafft worden ist.

Die australische Fauna wird u. a. im Australischen Museum Sydney gezeigt, als Präparate. In fast jeder Tiergattung sind auf dem Kontinent die giftigsten Exemplare zu finden. Das Gift der Würfelqualle ist innerhalb von vier Minuten humanletal; es existiert ein Gegengift, doch muss dieses sofort gespritzt werden. Es beruhigt uns sehr, dass wir auf der Fahrt selbstklebende Mullbinden zur Anwendung der Pressure Immobilisation Method dabei haben werden.

Eigentlich sind die giftigen und die anderen gefährlichen Tiere Opfer der Menschen, wie wir lernten, denn die meisten sind scheu. Jährlich sterben in Australien etwa 120.000 Menschen, und nur fünf davon durch Tiere. Durch Haie kommt im langjährigen Mittel nur etwa ein Mensch jährlich ums Leben.

Der Nachmittag wurde sehr angenehm in einer Cocktailbar am Darling-Harbour verbracht, der nach einem Gouverneur der frühen Deportationszeit benannt ist. Der freundliche Familienname täuscht über seine brutalen Methoden gegenüber den Verurteilten hinweg.

Das Abendessen wurde im Restaurant des Customs House eingenommen, das an der Stelle steht, wo 1788 die ersten Deportierten anlandeten.

 

 

****Wanderung

Freitag, 09.10.2015

Der erste richtige Sonnentag, und dafür waren die mitgenommenen Jacken überflüssig. Ein Bus brachte die Reisegruppe zum mondänen Bondi Beach, von wo ein sechs Kilometer langer Wanderweg vorbei an Buchten und Klippen mit prächtigen Aussichten auf den Pazifik nach Coogee Beach führte. Dafür bekommt der Weg von uns vier Sterne. Leider hatte die freundliche junge Dame am Fahrkartenschalter die Linien für die Busweiterfahrt falsch mitgeteilt. An vielen Haltestellen fehlen deren Namen und Fahrpläne sind dort auch nur in seltenen Fällen ausgehängt. Erst ein freundlicher Busfahrer teilte die richtige Verbindung mit, so dass die Reisegruppe dann zu den spektakulären Klippen der Watson Bay gelangte. Von hier sollte die Rückfahrt mit einer Fähre erfolgen, doch war weder ein Automat, noch ein Schalter vorhanden; auch fehlten jegliche Hinweise, wie eine Fahrkarte erworben werden könnte. Alle anderen Fahrgäste verfügten über Tages- oder Mehrtagestickets. Es stellte sich dann heraus, dass die Bezahlung nach dem Anlegen am Zielhafen an einem Automaten vorgenommen werden konnte. Der schöne Tag wurde nur durch das blamable Fußballspiel gegen Irland getrübt.

Die Oper in Sydney

Samstag, 10.10.2015

Der Tag begann mit der Fährfahrt nach Rose Bay, doch waren alle Flüge mit dem Wasserflugzeug über Sydney für diesen Tag ausgebucht. Während sich die weibliche Hälfte der Reisegruppe unwohl fühlte und den Nachmittag im Hotel verbrachte, nahm die männliche Hälfte an einer Führung durch das Government House teil, das kein Museum ist, sondern weiterhin Sitz des Gouverneurs für New South Wales. Am Abend ging es in die Oper. "Velvet" ist eine schrille, schmissige, mitreißende Aufführung mit Soul, Tanz und Akrobatik, die nach knapp 90 Minuten endete (ohne Pause). Selten haben wir auf so minderwertigem Gestühl gesessen, sehr eng gestellte Stahlrohrstühle mit billigem Kunststoffkissen und Platznummern, die mit Selbstklebefolie oben auf die Rückenlehnen geklebt waren, womit bei dem Eintrittspreis nicht zu rechnen gewesen war.

Warum heißt der Regenwald Regenwald?

Sonntag, 11.10.2015

Sydney: abgehakt! Die Abholung des Mietwagens verlief mit einer Überraschung. Die AVIS-Station befindet sich in der Williamstreet, und dafür war bei Googlemaps der Weg dorthin herausgesucht worden, nämlich etwa 15 km entfernt in einem Vorort. Ausgerechnet an diesem Wochenende fanden Bauarbeiten an der Bahnstrecke statt, mit einem Schienenersatzverkehr mit Bussen, was einige Zeit kostete. Vom Zielbahnhof waren es dann noch gut 20 Minuten zu laufen. Und dann stellte sich heraus, dass AVIS dort nicht ansässig war. Es gibt in Sydney noch eine andere Williamstreet. Also zurück zum Bahnhof, und von dort mit einem Taxi den Weg zurück nach Sydney. AVIS war nur etwa 3 km vom Hotel entfernt. Dafür klappte die Fahrzeugübergabe reibungslos. So waren über drei Stunden vergangen, bis der Fahrer mit dem Mietwagen wieder beim Hotel eintraf und die Reisegruppe abholte, die sich schon einige Sorgen gemacht hatte.

Der Linksverkehr ist gewöhnungsbedürftig. Wenn man links den Blinker betätigt, läuft der Scheibenwischer an, und wenn man den Scheibenwischerhebel rechts bedient, blinken die Blinker. Zum Glück sind Gas- und Bremspedal nicht vertauscht. Auch will man immer auf der falschen Seite einsteigen.

Die erste Etappe führte in die Blue Mountains. Vom Echo Point hat man einen guten Blick auf die drei Schwestern, so ähnlich wie die Lange Anna dreimal nebeneinander. Die Scenic World  am Blue Mountains National Park in der Nähe wird dummerweise von vielen Touristen frequentiert, doch ist der Ort phantastisch. Mit einer Kabelseilbahn ging es zum Talboden und von dort auf einem gut angelegten, aufgeständerten Bohlenweg durch den Regenwald. Die Formationen erinnern an den Grand Canyon, doch anders als dort ist hier alles von einem dichten hohen Urwald bedeckt. Mit der steilsten Schienenbahn der Welt führte die Fahrt zurück nach oben, wo sich eine weitere Fahrt mit dem "Scenic Skyway", einer Kabelseilbahn mit Glasboden, die eine Schlucht überspannt, anschloss. Warum der Regenwald so heisst, kann man sich denken. Es setzte heftiger Regen ein, zum Glück erst am späten Nachmittag.

Nun sind wir im Motel in Katoomba angekommen und das Auto, ein Nissan Pulsar ST, parkt vor der Tür, was sehr praktisch ist, denn die Koffer können auf kurzem Wege ins Zimmer getragen werden. Warum haben sich die Motels in Deutschland nicht durchgesetzt? Und vielleicht der Höhepunkt des Tages: hier gibt es eine Laundry! Auch sind die Preise für Essen und Getränke hier deutlich ziviler als in Sydney.

 

 

 

Superlative

Montag, 12.10.2015

Auf unserer Reise durch die USA haben wir die Superlative kennen gelernt: Die Stadt mit der größten Bratpfanne - Die kleinste Großstadt westlich des Mississippis (alles wahr) - usw. Heute besuchten wir den Featherdale Wildlive Park in Doonside, der gleichzeitig zwei Superlative aufzuweisen hat: die weltgrößte Anzahl australischer Tiere sowie die weltgrößte Anzahl von Koalas in einem Zoo. In dem Zoo werden nur australische Tiere gehalten. Die Größe und Gestalt der Gehege ist einigermaßen angemessen. Alle wesentlichen australischen Tiere haben wir gesehen,  bis auf den Tasmanischen Teufel, der sich unterirdisch verbarg. Eines von den geschätzt 100.000 Photographien wird zeigen, wie sich eine verzückte Reiseteilnehmerin streichelnd über ein Wallaby beugt, und auf einer anderen Aufnahme ist die gesamte Gruppe einschließlich Reiseleitung streichelnd mit einem Koala zu sehen.

An dem sonnigen Frühlingstag herrschten am Nachmittag 35ºC. Auf der Fahrt fiel mehrfach kurzzeitig ein Guss und am Abend heftiger Niederschlag, ein Sturzregen von höchstens fünf Minuten Dauer.

Knapp 400 km nördlich liegt Port Macquarie, benannt nach einem "guten" Gouverneur. Gegen 19 Uhr war Ankunft und die Rezeption hatte gerade geschlossen. Doch hatte man vorgesorgt und das Restaurant nebenan informiert, von wo gleich jemand hinzueilte und ein Couvert mit Türschlüsselkarte und Informationen überreichte, dabei das Kennwort für den Internetzugang.

Im Hotelrestaurant gab es dann noch leckeres Steak mit Wein bzw. Warsteiner (!).

 

 

Spontane Entscheidungen

Dienstag, 13.10.2015

Nach der Road-Map war für den heutigen Tag nur eine 500 km-Fahrt vorgesehen. Doch in Port Macquarie erfuhren wir morgens vom Roto House Historic Site und entschlossen uns ganz spontan zur Besichtigung. Das 1890 errichtete Holzgebäude gehörte der reichsten Familie des Ortes. Mit seiner originalen Einrichtung erinnerte es an das Mobiliar unserer Großeltern. Wenn das Haus auch für deutsche Verhältnisse nicht sonderlich alt ist, so stellt es für australische Verhältnisse eine Besonderheit dar. Ein freundlicher Ranger erzählte der Reisegruppe die Familiengeschichte und gab Informationen zur Bauweise und Einrichtung.

In unmittelbarer Nähe des Roto-Hauses befindet sich das Koala Hospital und die Reisegruppe entschloss sich ganz spontan zu einem Besuch. In privater Initiative werden hier kranke und verletzte Koalas behandelt und gepflegt. Die Tiere hatten sich bei einem Buschfeuer verbrannt, waren angefahren worden oder litten unter einer Infektion. Das ehrenamtliche Engagement verdient hohen Respekt. Die Koalas konnten in ihren Gehegen leise gesehen werden. Alle waren dabei, sich gesund zu schlafen.

Während der Weiterfahrt wurde plötzlich der Navi-Bildschirm schwarz; der Energievorrat war verbraucht und das Gerät wurde nicht aufgeladen. Ohne Navigationsgerät ist man ziemlich hilflos. An den Steckern am Gerät und am Zigarettenanzünder war zunächst kein Problem erkennbar. Dann gedachte man der kleinen Sicherung, die bei der Abfahrt morgens im Fußraum gefunden worden war, doch wozu gehörte sie? Es fanden sich dann noch zwei weitere Teile einer Schraubverbindung und ein Mitreisender mit geringem Ingenieurverstand erkannte deren Bedeutung, denn es handelte sich um die Spitze des Navi-Steckers, der nur richtig zusammengeschraubt werden musste, damit das Gerät wieder anstandslos funktionierte.

Bei einem Blick auf die Karte erfuhr man vom Dorrigo National Park Skywalk, der nur einen relativ kleinen Abstecher erforderlich machte, nämlich etwa zwei Stunden. Da entschloss sich die Reisegruppe ganz spontan, den Skywalk zu laufen. Man geht etwa 70 Meter über dem Boden im Bereich der Baumkronen des Regenwaldes und staunt, wie dicht das Blattwerk in der Höhe ist.

Während die Mittagstemperatur bei 30 ºC lag, begann am frühen Nachmittag ein Gewitter und die weitere Fahrt wurde von teilweise heftigem Regen begleitet, verbunden mit einem Temperaturabfall auf 15 ºC. Im Dunkeln wurde nach etwa 600 km Southport erreicht, und damit die Grenze zwischen New South Wales und Queensland gequert. Manche Wohnung ist kleiner als die Räume des Meriton Serviced Apartments Southport, von wo man  vom Balkon im 10. Stockwerk den Blick auf den Hafen genießen kann.

Ach ja, das mit Irland geht in Ordnung.

 

 

 

 

 

Richtig Geld gespart

Mittwoch, 14.10.2015

Am Morgen wurden der Reisegruppe vier Alternativen zur Auswahl gestellt, nämlich ein Wildlife Park, Sea World, die frühe Fahrt nach Brisbane mit Stadtbesichtigung oder ein Ruhetag und die Gruppe entschied sich einstimmig und spontan für Sea World, eine Mischung aus Tierpark, Rummelplatz und Shows. Bei angenehm sonnig-sommerlichen Temperaturen wurde mehreren Aufführungen beigewohnt, allerdings keine der ansonsten angebotenen Aktivitäten wahrgenommen, wie Tauchen mit Haien, einem Hubschrauberflug usw., auch keines der Fahrgeschäfte. Trotz des relativ hohen Eintrittspreises war es eine große Ersparnis, denn dadurch wird eine teure Reise nach Sea World in Florida gespart.

Da das Hotel in Brisbane, wohin die Fahrt am späten Nachmittag weiterging, zur selben Kette wie das tolle Haus in Gold Coast gehört, konnte etwas Nahrung in einem an der Route liegenden Marketplace, der vorab im Internet recherchiert wurde, weil das Auffinden eines Supermarktes sich bisher schwierig gestaltet, zur Verspeisung in der Unterkunft erworben werden, so dass erstmalig kein Restaurant zur Nahrungsaufnahme aufgesucht werden musste. Offensichtlich schließen hier viele Läden bereits um 17 Uhr und so konnten drei fertige chinesische Gerichte zum Preis von zweien erworben werden.

Das Appartementhotel in Brisbane liegt zentral und bietet alle Annehmlichkeiten. Vom Wohnraum im 24. OG mit einer bis zum Fußboden reichenden Fensterfront schweift der Blick über das nächtliche Stadtzentrum mit dem Brisbane River. Im Hintergrund rotiert die Waschmaschine, die den von unten heraufwallenden Verkehrlärm allerdings nicht zu übertönen vermag. Die Reisegruppe sitzt am Fenster mit dem Seat-Frame mit French embroidery. Adepten wissen, was gemeint ist (Hallo, Martina). Für den Mietpreis in der Tiefgarage hätte man allerdings in Deutschland eine große Familie einen Tag lang versorgen können.

Aus Zeitgründen wird die Stadtbesichtigung morgen ausfallen müssen.

Übrigens geht das mit den Niederlanden in Ordnung.

 

 

 

 

 

 

 

 

Todo Mundo

Donnerstag, 15.10.2015

Morgens um 8 Uhr: Die ganze Welt soll wissen, dass unser zweiter Enkel namens Nantwin geboren wurde und dass es Mutter und Kind gut geht (dem Vater auch). Was für ein schöner Tag, selbst wenn es regnen sollte, aber hier in Brisbane morgens um 8 Uhr strahlt die Sonne, höchstwahrscheinlich über die Ankunft des neuen Erdenbürgers. Das ist der Preis für diese Reise, den kleinen Mann noch lange Zeit nicht in die Arme schließen zu können. Egal, was wir heute und in den kommenden Wochen noch sehen werden, der heutige Tag wird der schönste unserer ganzen Fahrt bleiben.

Nur ein Thema

Donnerstag, 15.10.2015

17 Uhr: Das (!) Thema des Tages ist natürlich die Geburt von Nantwin. Die frisch gebackene Großmutter will bereits am Bauch von Constanze erkannt haben, dass es ein Junge wird. Auch sprach die statistische Wahrscheinlichkeit dafür. Der ökonomische Vorteil ist ebenfalls nicht zu verkennen, dass Nantwin die Kleidung von Thorger weitertragen kann. Wir sind zu einem Woolworth-Marketplace gefahren, wo im beigelegenen Liquor Store eine Flasche von schäumend vergorenen Weintrauben erworben wurde, die gleich auf das Wohl von Nantwin und dem seiner Eltern geleert wird. Bei der Wärme von knapp 30 ºC dürfte die eine Pulle die Wirkung von zwei entfalten, das heißt auch doppeltes Wohl.

Ach ja, dann waren wir auch noch im Glasshouse Mountains National Park, der von James Cook benannt wurde, weil ihn die Form der Vulkankegel an die Glasschmelzöfen seiner Heimat erinnerten,  und haben dort eine kleinere Wanderung unternommen. Nach gut 300 km Fahrt sind wir in Hervay Bay untergekommen.

 

 

Sand - Sand - Sand - Sand ... oder Ups!

Samstag, 17.10.2015

Sand in den Haaren, zwischen den Zähnen, in der Kleidung, in den Schuhen usw., überall Sand, wenn man sich auf Fraser Island befindet, der weltgrößten Sandinsel, 120 km lang, Nationalpark und UNESCO-Weltkulturerbe. Nach dem Embarkieren dauerte die Fährfahrt eine dreiviertel Stunde, bevor es auf engen sandigen, holprigen Pisten durch den Regenwald ging. Es war eine kluge Entscheidung, nicht selbst zu fahren (Danke, Constanze, für den Hinweis). Jedesmal, wenn Jess, unsere Fahrerin, ein größeres Schlagloch nahm oder ein Ast gegen das Fahrzeug schlug, rief sie "Ups"! Zunächst ging es zum idyllischen Lake McKanzie mitten im Regenwald, dann folgte eine kleine Wanderung durch den Regenwald mit Erläuterungen zur inselspezifischen Botanik mit Hinweisen auf die Tierwelt. Schließlich begann der zweieinhalb Kilometer lange mühselige durchgehende Aufstieg zum Lake Wabby auf pulvrigem Sand, der von der kleinen Reisegruppe nur mit großer Mühe bewältigt wurde, doch lohnte das Ziel jede Mühe.

Das Resort war im Vergleich mit bisherigen Unterkünften nicht so gut ausgeführt, doch noch akzeptabel. Allerdings wurde für die Nutzung des Internets eine Gebühr verlangt und das geht gar nicht;  WLAN sollte stets kostenfrei in einem Hotel zu nutzen sein, und ausserdem lässt das beschränkte Reisebudget derartige zusätzliche Kosten nicht zu, weshalb dieser Beitrag zwei Tagesberichte umfasst.

Am zweiten Tag auf der Insel führte die Fahrt auf dem Sandstrand mit großem Tempo geschätzte 70 km nach Norden zum Indian Head, einer Formation mit Ausblick aufs Meer, in dem Wale, drei einen Meter lange braune Haie, ein Stachelrochen und eine Meeresschildkröte ausgemacht wurden.

Auf der Rückfahrt erfolgte ein Halt beim Wrack eines aufgelaufenen Schiffs. Der Reiseleiter ließ es sich nicht nehmen, in den pazifischen Champagner-Pools und im Eli-Creek zu waten, was der Reiseteilnehmerin wegen ihrer Stützstrümpfe verwehrt blieb. Schließlich erfolgten noch Begegnungen mit Dingos.

Auf der gesamten bisherigen Reise wurden immer wieder Deutsche getroffen, vielfach Touristen, aber auch eine junge Rezeptionistin, ein junger Kellner und auf Fraser Island eine 22-jährige aufgeschlossene BWL-Studentin aus der Nähe von Düsseldorf, die ein Auslandssemester an der Uni in Brisbane verbringt.

Übernachtet wird in derselben Lodge in Hervay Bay wie vor der Exkursion nach Fraser Island. Die nicht benötigten Koffer waren hier geblieben und man hatte sogar den im Kühlschrank zurückgelassenen Kartoffelsalat aufbewahrt und in den Kühlschrank der neuen "Unit" gestellt.

Wie mag es wohl Nantwin ergehen?

 

 

 

 

 

 

 

Der Fluch des Capricorns

Montag, 19.10.2015

Nachgeholter Bericht für Sonntag, den 18. Oktober:

Im Voraus war nicht damit zu rechnen, dass es für diesen Tag einen bedeutenderen Beitrag geben könnte, denn es war nur eine 450 km lange Fahrt vorgesehen. Beim Start wurde das Navigationsgerät wie immer programmiert: Ortsname - kennt TomTom nicht. Also Postleitzahl - wird angenommen. Dann Straßennamen C. H. Barretts Road - TomTom kennt nur die Barretts Road, na okay. Hausnummer 88 - gibt es bei TomTom nicht und als nächst mögliche wird 640 angeboten. Die Unterkunft liegt weit außerhalb und einsam, könnte also sein. Auch die nachfolgende kleine Karte zeigt die Umgebung von Rockhampton, wohin es gehen soll. Etwas irritierend ist die errechnete Fahrtdauer von über 9 Stunden für die 450 km. Aber dann wurde der Navi-Anweisung entsprechend gefahren. Die Fahrt verlief relativ rasch, nur für die letzten 30 km wurden noch fast vier Stunden veranschlagt. Es ging über schlechte Kieswege, was nicht so lange dauerte wie prognostoziert, doch fast 1,5 Stunden in Anspruch nahm. Auf der ganzen letzten Strecke war uns nur ein einziges Fahrzeug begegnet. Am Ziel angekommen standen wir am Straßenschild Barretts Road, doch war ringsum nur Weideland und einige Rindviecher glotzen uns an, die wir uns auch wie Rindvieh fühlten. Was tun?

Ein einziges Wohnhaus hatten wir gesehen und wir wagten es, dort nachzufragen. Die Conners erklärten nicht unverstohlen grinsend, dass wir nach Barmoya zur Barretts Road müssten, das im Norden von Rockhampton läge, etwa 100 km entfernt. Sie nannten auch den Namen des nächstgelegenen Ortes, den TomTom kannte, und dort mögen wir nochmals fragen. Nach dem freundlichen Abschied ging die Fahrt auf der elenden Gravelroad zurück. Zum Glück hatten wir zuvor noch getankt.

Wenige Kilometer nach dem Abbiegen vom unbefestigten Weg auf den Highway zog der Wagen plötzlich nach rechts: rechter Vorderreifen zerschlissen. Also links ran und beraten. Bei der Übernahme des Mietwagens war eine Zusatzversicherung gebucht worden, mit jederzeitiger Assistenz, egal, wo in Australien. Aber vor dem Anruf musste erst einmal festgestellt werden, wo wir uns genau befanden. Dieses gelang recht einfach mittels des Navis. Dann die Rufnummer gewählt. Da meldete sich Fonic und verlangte zunächst eine Aufladung. Auch das wurde durchgeführt. Doch bei der jederzeitigen Assistenznummer wurde nicht abgenommen. Vielleicht lag es daran, dass es Sonntagnachmittag war.

Da kam der Gedanke, unter der Abdeckung des Kofferraums nachzuschauen, ob dort möglicherweise ein Reservereifen vorhanden sei. Und tatsächlich: dort lag ein fabrikneuer Reifen, wenn auch mit Stahl-, und nicht mit Alufelge, aber egal. Nach Erkunden des richtigen Ansatzpunktes für den Wagenheber konnte die Tauschaktion des Rades erfolgen, direkt neben dem Highway, ohne dass die großen Laster langsamer oder mit Etwa Abstand vorbeigefahren wären. Gerade, als alles fertig war und der zerschlissene Reifen im Kofferraum verstaut wurde, hielt ein junger Australier an und bot seine Hilfe an, immerhin. Allerdings hatte der Reiseleiter beim Lösen einer sehr fest sitzenden Radmutter seine Zähne so fest zusammengebissen, dass von einem oberen Schneidezahn eine Ecke absprang.

Zunächst vorsichtig, dann mutiger wurde die Fahrt fortgesetzt. Es war bereits dunkel, als die Reisegruppe in dem von den Conners genannten Ort ankamen. An einer Ampelkreuzung stand ein junger Mann neben seinem Jeep, den wir nach dem Weg fragten. Allzuweit lag das Ziel nicht mehr entfernt, nur noch etwa 15 km. Er kannte sich aus und weil die Wegschilderung EtwS kompliziert war oder wir einfach zu dämlich waren, sein Englisch zu verstehen, fuhr er zunächst ein Stück, schließlich aber bis fast vor das Ziel voraus. Wir bedankten uns bei ihm mit einer Flasche Wein.

Die Unterkunft war eine Rinderfarm, völlig einsam gelegen, auf der zwei Holzhäuschen für Gäste vermietet wurden. Am Morgen hatten wir noch Vorräte für den Abend, die mittels Mikrowelle zubereitet wurden, und für das Frühstück am folgenden Morgen eingekauft.

Rockhampton liegt im tropischen Erdgürtel,  wir hatten also auf der Fahrt den Wendekreis des Steinbocks gequert. Auf der USA-Reise waren an einem Tage, nämlich bei Los Angeles, gleich drei Missgeschicke erfolgt (siehe im Bericht: Immer Richtung Westen! ), und so hoffen wir, dass der Tag der Missgeschicke für Australien hinter uns liegt. Jedenfalls waren wir froh, an dem Abend in den vorbestellten Betten zu liegen.

Wie mag es wohl Nantwin ergehen?

 

 

 

 

Ein Tropenspaziergang

Montag, 19.10.2015

Es ist ein faszinierendes Erlebnis gewesen, in der Einsamkeit der Rinderfarm eine Nacht zu verbringen. In der Familiengeschichte war nachzulesen, dass der Urgroßvater des jetzigen Inhabers im Jahre 1865 als zehnjähriger Junge mit seinen Eltern und Geschwistern aus Irland immigriert war, als Queensland zur Besiedlung freigegeben wurde. Die Reisegruppe nutzte am Morgen das Angebot, an dem das riesige Gelände durchfließenden Creek einen tropischen Spaziergang in der Einsamkeit und Weite zu unternehmen. Hier wäre man gerne noch eine weitere Nacht geblieben.

Aber es musste weitergefahren werden und nach etwa 500 km wurde Airlie Beach ohne weitere Zwischenfälle erreicht. Auf der Fahrt gab es einige heftige Schauer und es kühlte sich von 30 auf nur noch 23 ºC ab.

Wie mag es wohl Nantwin ergehen?

Auf den Spuren von Captain Cook

Dienstag, 20.10.2015

Als James Cook Pfingsten 1770 auf die idyllischen Inseln stieß, gab er ihnen den festlichen Namen Whitsunday Islands. Nach frühem Aufstehen um 5:30 Uhr (diese Reise wird ja nicht zum Vergnügen unternommen), Einchecken um 6:30 Uhr und Ablegen um 7 Uhr erreichte der Katamaran nach knapp zwei Stunden Fahrzeit, während der fast Neptun geopfert werden musste, einen der Top-10-Strände der Welt, den Whitehaven Beach. Einen weißeren Strand kann man sich nicht vorstellen und allzu bevölkert war er auch nicht. Die Reiseteilnehmerin hatte heute ausnahmsweise auf ihre Stützstrümpfe verzichtet und genoss das Wasser des Pazifiks, etwa 24 ºC warm.

Nach eineinhalb Stunden nahm der Katamaran die Gäste wieder auf und brachte sie zu Daydream Island, wo sehr angenehm auf der überdachten Terrasse eines Restaurants mit Blick aufs Wasser zu Mittag gespeist wurde. Anschließend blieb Zeit zur Erkundung der wunderschön botanisch tropischen Insel, wobei das Freiluftaquarium, unter anderem mit Haien, Rochen und Clownsfischen zwischen Korallenriffen, besonders beeindruckten. Hier wurden auch die ersten lebenden Känguruhs außerhalb eines Zoos gesichtet; etliche hatten auf der Fahrt tot am Rande des Highways gelegen.

Nach der Rückkehr nach Airlie Beach wurde die Waschmaschine angeworfen.

Nachdem es am Vortage zeitweise noch heftig geregnet hatte, entschädigte dieser schöne sonnige, nicht übermäßig warme Tag für den vorgestrigen Kalamitätentag, zumal abends auf dem Balkon mit Blick aufs Meer uns noch zwei wunderschöne Kakadus direkt vor uns auf dem Balkongeländer landend einen Besuch abstatteten.

 

 

 

 

 

Unter Haien

Mittwoch, 21.10.2015

Der Morgen begann mit einem Frühstück im Hotel aussen in leichter Kleidung vor Palmen. Dann ging es 350 km weiter nach Norden, nach Townsville. Welch blöder Name: "Stadtstadt". Er erklärt sich aber so, dass einer der Stadtgründer Towns hieß. Leider kannte TomTom die Straße des Motels nicht, so dass es einiger Sucherei und Herumfahrerei bedurfte, doch wurde das Motel ohne fremde Hilfe gefunden. Dabei handelt es sich um eine größere Ausfallstraße. Pfui, TomTom!  Auch halfen die GPS-Koordinaten des Motels nicht, die als Süd-Ost-Werte angegeben waren, denn im Navi werden Nord-West-Koordinaten verlangt. Vielleicht lässt sich das Gerät umstellen.

Auf der Fahrt hatte sich die Landschaft verändert. Während es in NSW (New South Wales) durch grüne Wälder ging, herrscht in QLD (Queensland) trockenes Land mit etwas Buschwerk und einzeln stehenden Bäumen vor. Die meisten Baumstämme sind schwarz verkohlt von überstandenem Buschfeuer, doch tragen die Bäume Blätter. Die Creeks sind knochentrocken. Die Mittagstemperatur betrug um 30 ºC und ging während eines kurzen Schauers auf 27 ºC zurück. Anzeigetafeln an den Straßen warnen vor hoher Gefahr von Buschfeuern (In NSW war die Gefahr mit gering angegeben worden). Die Klimaanlage in den Hotels wird von uns abends meistens nur kurz vor dem Zubettgehen eingeschaltet. Nachts wäre sie ohnehin zu laut.

Da wir bereits seit einiger Zeit parallel zum Great Barrier Reef fahren, besuchten wir am Nachmittag das Reef HQ Aquarium in Townsville. Hier beeindruckt besonders der gläserne Tunnel, der durch ein sehr großes Becken führt und von dem aus Haie, Rochen und andere Rifffische zu betrachten sind. In den Becken wachsen Korallen wie im Riff, was sich hier sicher besser als auf dem Ozean beobachten lässt. Wir kamen zum TurtleTalk zurecht, hörten eine Einführung über australische Seeschildkröten, erfuhren über die Arbeit des Turtle Hospitals, wohin gefundene verletzte Schildkröten gebracht und nach ihrer Genesung wieder ausgesetzt werden und erlebten die Fütterung von Peggy, von der man das Geschlecht nicht weiß, weil dieses erst bei Schildkröten, die älter als 30 Jahre sind, festgestellt werden kann.

Zum Abschluss des Tages ging es auf den 286 m hohen Castle Hill, ein steiler Anstieg, den die Reiseteilnehmerin nur zu einem Teil absolvierte. Von oben herrscht ein phantastischer Überblick über die Stadt mit Hafen, den Ozean und die vorgelagerten Inseln, darunter Magnetic Island, das von James Cook so benannt wurde, weil er dort Probleme mit seinem Kompass bekam. Zu dieser beliebten Insel wird sich die Reisegruppe nicht begeben können, denn dafür ist die Reisedauer einfach zu knapp bemessen. 

 

Wer war Josephine?

Donnerstag, 22.10.2015

Um 8:30 Uhr klopfte es an der Zimmertür und das Frühstück wurde gebracht, das aussen sitzend genommen wurde. Von der Rezeptionistin war beim Auschecken zu erfahren, dass sie eine holländische Großmutter habe, 1997 in Europa gewesen und von Frankfurt aus mit einem Mietwagen in die Niederlande gefahren sei. Die Europäer sähe sie sehr differenziert, doch blieb darüber keine Zeit für eine Diskussion außer der Bemerkung, dass aus europäischer Sicht auch manche in Australien vertretene Meinung zwiespältig gesehen würde.

Auf der Fahrt weiter nach Norden änderte sich die Landschaft. Jetzt wurden zunehmend grüne Gegenden durchfahren, teilweise landwirtschaftlich genutzt (vor allem Zuckerrohr und Bananen); auch führten die Creeks wieder Wasser. Über die Namen, die den Creeks gegeben wurden, lässt sich während der Fahrt gut diskutieren. Viele tragen weibliche Vornamen, einige hießen Alligator-, Mosquito- und Snake-Creek; einer trug sogar den Namen Leichhardt-Creek (es wird davon ausgegangen, dass jeder Ludwig Leichhardt und seine Expeditionen kennt). Bei vielen Namen aber wurde nicht viel Phantasie bewiesen, denn von den Two, Four, Five, Six, Eight, Ten, Twelve usw. Mile Creeks wurden etliche gequert. Trotz der wasserhaltigen Gegend ging die Fahrt an einigen qualmenden kleineren Feuern vorbei.

Die Mittagstemperatur betrug gut 30 ºC, die Temperatur abends auf dem Balkon des Hotels etwa 25 ºC (bei einer im Liquor Store erworbenen Flasche Selection 23 Sparkling NV).

Etwa 80 km südlich von Cairns liegt der Wooroonooran National Park mit einem phantastischen Weg durch den Regenwald zu einem spektakulären Wasserfall namens Josephine Falls, gegen den der Romkerhaller einpacken kann. Aber welche Josephine ist die Namensgeberin, die französische Kaiserin, die Baker oder eine örtliche Dame? Vielleicht kann jemand helfen und das eruieren.

Am frühen Nachmittag wurde Cairns erreicht. Nach dem thailändischen Abendessen zog sich die Reisegruppe zurück, während sich der Reiseleiter auf Stadterkundung begab. Und wieder kam er mit einem Deutschen ins Gespräch, als beide das gleiche Motiv photographierten, merkwürdige Lichtstrahlen der untergehenden Sonne über Cairns. Der 45-jährige ist mit seiner etwas älteren Freundin unterwegs und beide seien die Ältesten in einer Backpacker-Unterkunft. Sein Chef habe ihm nur drei Wochen Urlaub gestattet. Besonders interessant seien in Cairns die um diese Zeit herumschwirrenden Fledermäuse sowie die Flughunde, deren Flug von dem eines Vogels nicht zu unterscheiden sei. Seine Freundin tauche schon länger und habe auch ihn überredet, das Tauchen zu lernen, und jetzt will er zum ersten Mal im Great Barrier Reef tauchen, mit einem Boot hinaus, drei Tage lang mit zwei Übernachtungen. Er tauche bis zu 10 m tief und das sei viel gefährlicher als alpines Skilaufen. Er habe sich aber einen neuen Tauchcomputer gekauft, denn ohne Tauchcomputer gehe heute gar nichts mehr, und jetzt müsse er dringend zurück, denn um 19 Uhr gäbe es Abendessen und er muss noch unbedingt die Bedienungsanleitung für seinen Tauchcomputer lesen. Was man alles so innerhalb von fünf Minuten erfahren kann!

Das für drei Übernachtungen gebuchte Pazific Hotel Cairns zählt zu den nobleren, nahe zu Stadtzentrum und Hafen mit Ausblick aufs Wasser.

 

 

 

 

 

Gubun Gubun Galing

Freitag, 23.10.2015

Smithfield liegt etwas nördlich von Cairns und da befindet sich der Tjapukai Aboriginal Cultural Park. Ein Museum im eigentlichen Sinne ist es nicht, denn es gibt kaum Artefakte auszustellen. Gebildete Aborigines berichten in traditioneller Kleidung und Körperbemalung über Geschichte, Kunst, Nahrungsmittel, Urwaldmedizin, Jagd, Waffen, Rechtsprechung, Strafen usw. Traditionelle Tänze werden aufgeführt, wobei das Publikum mit einbezogen wurde. Weil die Reisegruppe in der ersten Reihe saß, konnte sie sich der Mitwirkung durch Gesang und Tanz bei Didgeridooklängen nicht entziehen, worüber aber jegliche Dokumentation fehlt. Es folgten Demonstrationen von Bumerang- und Schleuderspeerwerfen. So gibt es je nach Zweck sehr unterschiedliche Bumerangformen. Bekannt war, dass den Aborigines ihr Land geraubt, ihre Kultur zerstört und ihre Kinder genommen und in weiße Familien gegeben wurden, doch dass über 500 Stämme vor der Entdeckung Australiens durch die Europäer existierten, war neu. Auch hier ergab sich ein kurzes Gespräch mit einem älteren Ehepaar aus Wilhelmshaven, das Australien in Begleitung eines Schulfreundes des Mannes bereiste, der hier bereits seit 50 Jahren lebt. Im Tjapukai's Boomerang Restaurant wurde der Lunch an einem Menübuffet eingenommen. An diesem Tage sind wir mehr Aborigines begegnet als auf der ganzen bisherigen Fahrt; bisher höchstens zehn Personen, darunter zwei Müllwerker und einige Bettler.

Nahe bei dem Kulturpark liegt die Talstation der Skyrail Rainforest Cableway, mit der es zum Red Peak, zu den Barron Falls und den Barron River querend nach Kuranda ging. An den Zwischenstationen sind Wege durch den Regenwald mit Informationstafeln angelegt. Man schwebt zeitweise recht hoch über das Blätterdach, manchmal auch direkt über die Bäume hinweg. Gewaltig sind die Barron-Wasserfälle.

Von Kuranda aus schloss sich die Fahrt in der historischen Kuranda Scenic Railway an, gut eineinhalb Stunden dauernd mit einem Photostopp mit Blick auf die Wasserfälle und mehreren Langsamfahrten an interessenten Stellen mit Lautsprechererläuterungen. Die Waggons stammen aus den 1930er Jahren. Von der Station Freshwater, so heisst auch der Ort, brachte ein Bus die Reisegruppe zurück nach Smithfield, von wo die Rückfahrt nach Cairns erfolgte. Danach streifte der Reiseleiter noch etwas durch die Stadt.

Zum Abschluss Gubun Gubun Galing, in einer der 500 Aboriginessprachen: "Immer vorsichtig fahren!"

Es fühlt sich an wie Sommer, ist aber Winter

Samstag, 24.10.2015

So begrüßte uns Mark, der Fahrer des Reisebusses für den heutigen Exkursionstag nach Norden aus Cairns heraus. Mark war auch gleichzeitig Reiseführer und gab Erläuterungen während der Fahrt und vor Ort, was in Australien nicht ungewöhnlich ist. Das Fahrzeug bestand aus einer Lkw-Kabine mit Lkw-Untergestell, auf das eine Personenkabine gesetzt war. Ein Audiokommentar war für den gesamten Tag auf Deutsch verfügbar. Der Tag verlief sonnig mit den üblichen Temperaturen, so etwas über 30 ºC.

Auf dem Captain Cook Highway führte die Fahrt zunächst auf einer aussichtsreichen Straße an der Küste entlang, dann langsam an der Rohrzuckerfabrik von Mossman vorbei. Nach einer kurzen Frühstückspause begann die einstündige Bootsfahrt auf dem Daintree-River, vorbei am Mangrovendschungel, wobei einige Salzwasserkrokodile gesichtet wurden (toll!). Am Alexandra Range Lookou (Walu Wugirriga) war die Aussicht über den Regenwald mit der Ausmündung des Daintree-Rivers in den Ozean großartig.

Ein sehr ordentliches Mittagessen wurde in einem Dschungelrestaurant eingenommen, wobei am Tisch ein Paar aus Köln saß. Danach ging die Fahrt zum Cape Tribulation weiter, so von Captain Cook benannt, nachdem seine Endavour am Great Barrier Reef aufgeschlagen worden war und das Schiff nur mit Geschick und Glück vor dem Sinken gerettet werden konnte. Verbunden mit einem kurzen Gang durch den Regenwald ist das Kap großartig anzusehen. Auf der Rückfahrt setzte der Bus mit einer Fähre über den Daintree-River über. Letztes Ziel war am Nachmittag der Mossman-Gorge, wo ein Aboriginal eine halbstündige Einführung über die Geschichte und Kultur seines Stammes gab, bevor es durch den Regenwald zu den Wasserschnellen des Mossman-Rivers ging.

Und damit niemand auf den Gedanken kommt, die Reisegruppe zu beneiden: Der Wecker war auf 5:45 Uhr gestellt. Um 6:50 Uhr war die vorgebene Pick-up-Zeit am Hotel (10 Minuten zuvor sollte man sich einstellen). Die Rückkehr ins Hotel erfolgte gegen 19 Uhr.

 

 

Uhrenumstellung

Sonntag, 25.10.2015

Bei gut 30 ºC wurde der Tag auf der Esplanade von Cairns verbummelt. Der Mietwagen wurde bei AVIS am Flughafen in Cairns abgegeben, doch wurde der defekte Reifen mit 450 AUD berechnet. Am Abend erfolgte der zweieinhalbstündige Flug nach Darwin, wo die Kofferrückgabe und die Anmietung eines Mitsubishi ASX bei AVIS sowie die Fahrt in die Stadt so schnell erfolgten, dass die Unterkunft gerade noch vor 22 Uhr, dem Schluss der Rezeption, erreicht wurde. Die Uhren sind hier eine halbe Stunde zurückzustellen (Adelaide-Zeit), so dass wir, wenn wir richtig rechnen, der deutschen Winterzeit um achteinhalb Stunden voraus sind. Die Vermieterin erteilte noch eine Reihe wertvoller Hinweise für die Fahrt in den Kakadu-Nationalpark. Nur ist es in Darwin deutlich heißer als in Cairns. Bei der Ankunft war das Hotelzimmer bereits gut herabgekühlt worden; dafür war die Reisegruppe sehr dankbar.

Die Esplanade von Cairns verdient einen Nachtrag. Ein mit Büschen und Schatten spendenden tropischen Bäumen bestandener Grünstreifen zieht sich mehrere Kilometer lang nicht weit vom Stadtzentrum entfernt an der Küste entlang. In kurzen Abständen stehen Bänke, Häuschen mit Grillmöglichkeiten, Sportgeräte vom Feinsten. Alles ist sauber; selbst am Sonntag waren Mitarbeiter unterwegs, um Papierkörbe zu leeren und Unrat aufzusammeln, doch verhält sich auch die Bevölkerung sehr abfallbewusst. Musikgruppen produzieren sich auf einer Bühne. Das Herzstück der Anlage ist die Lagune, mehrere Becken unterschiedlicher Tiefe mit geschwungenen Rändern, in denen geplanscht und gebadet wird, beobachtet von zwei Rettungsschwimmern, dazu Umkleidekabinen, mehrere Toilettenanlagen und eine Wasserbühne. So wird verhindert, dass im Meer geschwommen wird, wovor wegen der Gefahr vor Krokodilen dringend gewarnt wird. Und alles ohne Gebühr! Andere Städte können sich ein Beispiel daran nehmen.

Schließlich verdient auch der Flug mit Qantas ein Lob. Er war pünktlich. Es gab eine kleine Mahlzeit und Getränke. Zunächst saß das ältere Ehepaar aus Münster getrennt in der vorletzten und letzten Reihe. Eine aufmerksame Stewardess ermöglichte dann den Platzwechsel in eine freie vordere Reihe in der fast ausgebuchten Boeing 727-200 mit 125 Plätzen. Dadurch konnte die Maschine nach der Landung auch schneller verlassen und der AVIS-Schalter als Erster vor mehreren Anderen erreicht werden, was die noch rechtzeitige Ankunft am Hotel ermöglichte.

 

 

 

 

Puh! und Boah!

Montag, 26.10.2015

Puh - das Thermometer kletterte auf 38 ºC, die Temperatur betrug um 10 Uhr morgens bereits 32 ºC. Wenn man den Kaltwasserhahn im Bad aufdreht, braucht man kein heißes Wasser zuzumischen.

Boah - die Fahrt auf dem Adelaide-River wird unvergesslich bleiben. Auf dem Arnhem-Highway führte die Straße aus Darwin hinaus nach Osten durch Buschland und Steppen. Über drei Meter hohe Sandburgen waren von Termiten neben der Straße errichtet worden. Wenige Kilometer vor dem Adelaide-River, der einige tausend Kilometer von der Stadt Adelaide entfernt liegt, wies ein Schild auf die Croc-Cruises hin. Eine kleine Straße führte 14 km in die Ödnis, zuletzt einige Kilometer mit unbefestigter Fahrbahn, bis eine armselige Hütte erreicht wurde. Leider war das Boot eine viertel Stunde zuvor abgefahren und die Wartezeit betrug fast zwei Stunden in der Hitze bis zur nächsten Tour. Zur Acht-Personen-Gruppe zählten neben zwei älteren Münsteranern ein älteres französisches Ehepaar, ein junges mit dem älteren Paar nicht bekanntes ebenfalls französisches Paar auf Hochzeitsreise (die Frau des Kapitäns, die die Fahrkarten verkaufte, berichtete dazu, dass sie mit ihrem Mann die Hochzeitsreise nach Paris unternommen hätten; übrigens steckte sie unseren bar bezahlten Fahrpreis ohne jegliche Registrierung oder Verausgabung von Fahrkarten ein) sowie ein junges australisches Paar, wovon das Mädchen ein Studienjahr in Rheda-Wiedenbrück (!) zugebracht hat.

Den Kapitän muss man sich als einen Typ Crocodile Dundee vorstellen. Mit seinem flach gehenden Boot steuerte er dicht an den beidseitigen Mangroven entlang. Er hielt einen langen Holzstab mit einem daran befestigten Draht ins Wasser, auf den ein blutiges Fleischstück gesteckt war und lockte damit Krokodile an. Diese kannten die Prozedur wohl schon, denn wenn sich das Boot näherte, rutschten sie vom flachen schlammigen Strand ins Wasser und kamen zum Boot. In dem braunen Wasser waren sie nicht auszumachen, bis ihr Kopf direkt neben dem Boot auftauchte. Dann zog Kapitän Crocodile Dundee den Stab hoch, das Krokodil schnellte senkrecht nach oben aus dem Wasser und schnappte nach dem Bissen. Dabei verließ es das Wasser teilweise mit allen vier Beinen und nur noch ein Stück vom Schwanz blieb im Wasser, und dabei waren die Tiere wohl bis zu drei Meter lang. Nach dieser Anstrengung platschte das Kroko neben der Bordwand mit großem Aufspritzen zurück ins Wasser. Zwei-, drei-, viermal musste das Reptil seine Übung wiederholen, bis es ihm gelang, den Fleischhappen mit einem kräftigen, deutlich hörbaren Klappen vom Draht zu reißen. Zum Ende der 75-minütigen Flussfahrt kam der Höhepunkt: ein urweltlich anmutendes, fast schwarzes Tier von fünf Meter Länge mit gemein blickenden gelbschwarzen Augen und hoch stehenden Schwanzzackenreihen holte sich seine Ration. Nach dem Namen dieses Tieres befragt, behauptete der Kapitän, dieses wilde Exemplar heiße "Birgit". Einem wilden Tier so nahe zu kommen, ihm Auge in Auge zu blicken, ist ein besonderes Erlebnis. Alleine mit den Photographien von dieser Wassersafari könnte ein ganzer Bilderabend bestritten werden.

Bei der weiteren Fahrt kam man noch an zwei weiteren Unternehmen mit Angeboten zu Adelaide-Krokodilfahrten vorbei, doch ist die Reisegruppe überzeugt, dass es nicht spannender hätte zugehen können.

Nach insgesamt knapp 300 km, auf den letzten Etappen fast allein mit Gegenverkehr im Abstand mehrerer Minuten, wurde der Kakadu National Park erreicht. Besonders unangenehm waren beim begegnendem Verkehr die Monster-Lkw, die drei oder vier lange Anhänger zogen, von denen der letzte nicht selten erheblich schlingerte und bis zu eineinhalb Fahrspurbreiten in Anspruch nahm.

Übernachtet wird für zwei Nächte im Nationalpark in Jabiru im Mercure Kakadu Crocodile Hotel, mit allem Pipapo. Wieder rotiert die Waschmaschine in der Gäste-Laundry. Angeblich soll es sich um ein Superiorzimmer handeln, doch kann es das kaum sein, denn das Gezeter der Kakadus im Baum vor dem Fenster ist kaum zu ertragen. In der Nähe ist eine Feuerwache stationiert und es war bereits einmal Feueralarm zu vernehmen. Einige Strecken im Park sind wegen Buschfeuergefahr gesperrt.

Die Reisegruppe weiß natürlich nicht, wer alles diese lapidaren Abfassungen liest und freut sich deshalb über Reaktionen. Und was das Abbusseln von Enkeln betrifft, so ist es hart, darauf noch so lange warten zu müssen, doch soll ein bereits erworbenes australisches Schmusetier die Abzubusselnden versöhnen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Graffiti

Dienstag, 27.10.2015

Der Tag gehörte dem Kakadu National Park. Nach Erwerb der Parkpässe wurde die Ausstellung über den Bowali-Stamm im Visitor Centre südlich von Jabiru besucht, bevor die Fahrt auf dem Kakadu Highway nach Ngurlangie (Burrunggui) ging. Hier gab es Felsmalereien unter Steinüberhängen zu sehen und einen schönen Ausblick. Das Warradjan Aboriginal Cultural Centre informierte über einen anderen Aborigine-Stamm. An Yellow Water war man am South Alligator River - so ähnlich heißen hier viele Gewässer. Anschließend führte die Fahrt zurück nach Norden, vorbei an Jabiru, bis Ubirr. Hier waren ebenfalls umfangreiche, bedeutende Felsmalereien mit Motiven über jagbare Tiere, eine "Speisekarte", Menschendarstellungen, die Serpantschlange, aber auch moralisierende Geschichten dargestellt, mit einem Alter zwischen 5.000 und 150 Jahren. Um zu anderen Stätten zu gelangen, hätte es eines Fahrzeugs mit 4WD (Vieradantrieb)  bedurft. Wie heißen eigentlich nochmal die Menschen, die unter Felsüberhängen leben?

Zum Einen hat die erhebliche Hitze zugesetzt. Die Maximaltemperatur betrug 40 ºC (natürlich im Schatten) um 14:30 Uhr. Um 17 Uhr herrschten noch 38 ºC. Zum Anderen ärgerten kleine Fliegen, die den Kopf umschwärmten und versuchten, in eine Körperöffnung zu gelangen. Einige Touristen trugen Fliegennetze über dem Kopf, was sehr praktisch zu sein scheint.

Auf der Fahrt kam man an einigen qualmenden Stellen vorbei, offensichtlich selbst entzündet. Sogar hoch oben in einer Astgabel brannte es etwas, aber nicht bedrohlich. Generell waren die Straßen ziemlich einsam. Man hatte den Eindruck, dass mehr Ranger als Touristen unterwegs waren.

Zum Abendessen wurde im Hotelrestaurant Beer Battered Barramundi (ein am Vortag aus dem nahe vorbei fließenden Fluss stammender Fisch, in Bier eingelegt) und Bush Spice Dukkha Coated Kangaroo Fillet gewählt, beides sehr lecker.

 

Gedanken an Onkel Hans

Mittwoch, 28.10.2015

Über das Internet für alle lesbar seine Gefühle kund zu tun, ist nicht jedermanns Art, und unsere schon gar nicht. Aber am heutigen Tag wird Onkel Hans auf dem Friedhof in Ahlem beigesetzt und da denken wir hier am anderen Ende der Welt mit Trauer an ihn. Er war immer da und von den Altvorderen lebt jetzt nur noch Ingeborg, die ja noch erheblich jünger ist. Bis zu seinem Tod war Onkel Hans geistig voll auf der Höhe und ein Beispiel dafür, dass nicht jeder dement werden muss. Mit klarer Sicht erkannte und analysierte er aber auch deutlich seinen körperlichen Zerfall; am Ende war er lebensmüde. Seinen 100. Geburtstag konnten wir gemeinsam mit ihm im Juli feiern und wenige Wochen später waren wir noch einmal bei ihm. Mit scharfem Verstand kommentierte er die politische Situation mit klarer Stimme in seiner humorigen, leicht ironischen Art, und er erzählte Anekdoten aus der Vergangenheit, denn vergessen hatte er nichts. Nun ist er seiner Irmchen gefolgt und hat seine ewige Ruhe. Wir bedauern sehr, bei der Beisetzungsfeier nicht dabei zu sein. Wenn wir ihn hätten fragen können, so hätte er ganz sicher geantwortet, dass wir den Tag besser in Australien als auf dem Friedhof in Ahlem zubringen sollten.

Zur Fahrt: Auf dem einsamen Arnhem-Highway ging es aus dem Kakadu National Park zurück nach Darwin zu der dort bekannten Unterkunft. Unterwegs beeindruckten die riesigen Lkw's, die Road Trains, sowie die riesigen Termitenhügel  neben der Strecke. Bei der Abfahrt auf einen Parkplatz huschte das erste in freier Wildbahn gesichtete Känguruh davon, das erste "richtige" Känguruh, auch wenn es nur sehr kurz zu sehen war. Wegen der großen Hitze wurde am Nachmittag Siesta gehalten. Der Reiseleiter streifte noch durch die Stadt.

 

 

 

Ruhetag in Darwin

Donnerstag, 29.10.2015

Bericht a la Ingolf: zzzzzzt! (eigentlich schon zu lang).

Ansonsten: vormittags Stadtbummel/Shopping, mittags Siesta, nachmittags Botanischer Garten Darwin (sehenswert), abends Hotelpool.

 

 

 

 

 

 

 

 

Uru und Koko

Freitag, 30.10.2015

Wie das so auf Reisen ist: man ist Begegnungen gegenüber aufgeschlossen und kommt schnell ins Gespräch. So ergab sich auch rasch der Kontakt mit einem Einheimischen. Man plauderte über dies und das, woher, wohin, was schon alles gesehen, wie gefällt Australien, die Hitze, die Aborigines usw., und dann ergibt sich bereits eine gewisse Vertrautheit. Und dann war es passiert: Man wagte die Frage, was man noch unbedingt alles in Australien sehen müsse, und die Antwort war eine ganze Liste. So wie sich ein Schiff in fremden Gewässern opportunerweise eines ortskundigen Lotsen bedienen sollte, so wäre die Australienreise der Reisegruppe in Begleitung eines Einheimischen ungleich wertvoller. Und er hätte Muße, Zeit und Lust, der Reisegruppe sein Land zu zeigen. Übrigens heiße er Tooroogeeruh Wallaby, werde von seinen Freunden, zu denen er uns gleich zählte, meist nur kurz Uru gerufen. Er bot uns auch gleich das Du an, was im Englischen ja nicht so schwierig ist, aber es fühlte sich gleich wie ein deutsches Du an.

Und am Morgen war er dann da. Zu unserer Überraschung hatte er noch einen Freund mitgebracht, denn er würde nur mit ihm gemeinsam losziehen. Diesen Freund stellte er uns auch gleich vor, er heiße Naatwinoohoos Phascolartos, der aber wegen seines schwierig zu merkenden Namens allgemein nur Koko gerufen werde. Uns sollte es recht sein; auch vier Personen passen in das Auto und die Fahrt könnte dadurch nur kurzweiliger werden, denn was hat sich ein seit 41 Jahren miteinander verheiratetes Paar schon noch zu sagen.

Der Stuart-Highway ist nach einem Schotten benannt, dem es 1862 als erstem Europäer gelang, den australischen Kontinent von Süden nach Norden zu durchqueren. Wir fuhren in der Gegenrichtung, von Darwin aus nach Süden, und erreichten Katherine. Die Landschaft veränderte sich auf der Strecke kaum; es ist Buschland mit einzelnen, auch grünen Bäumen, deren Stämme wie dazwischen liegende Flächen oft vom Buschfeuer schwarz verkohlt sind. Um so mehr überraschte es, etwas nördlich von Katherine im Nitmiluk National Park auf den wasserreichen Katherine River zu treffen. Die zweistündige Bootsfahrt durch den Katherine Gorge offenbarte eine eindrucksvolle Schlucht, bis zu 100 Meter tief eingesägt. Die Schlucht ist durch mehrere Felsbarrieren in Abschnitte unterteilt. Wegen der Klippen muss man umsteigen, aus einem Boot heraus und nach einer kurzen Strecke über Geröll in das nächste Boot einsteigen. So benutzten die Passagiere, bestehend aus einem jungen australischen Paar und zwei knorrigen Nordrheinwestfälern, insgesamt drei Boote, die jeweils für den Transport von 60 Passagieren geeignet waren. Die Schlucht kann vielleicht nicht ganz mit dem Grand Canyon oder mit dem Red Canyon mithalten, aber mit den meisten europäischen Einschnitten. Zum Glück waren wir nur zu zweit unterwegs (Uru und Koko hatten sich in einer Tragetasche versteckt), denn für die volle Familie hätte man einen erheblichen Anteil der schmächtigen Pension berappen müssen; vielleicht ergibt sich später an anderer Stelle noch die Gelegenheit, über das im Vergleich mit Deutschland höhere Preisniveau zu schwadronieren.

Die Unterkunft in Katherine, einem Ort mit immerhin 8.000 Einwohnern, war ein Motel, verfügte aber nicht über die sonst bei Motels übliche Ausstattung, wie Geschirr, Bestecke, Mikrowelle. Bei Motels versucht die Reisegruppe die Selbstversorgung; hier gelang es schließlich dem Reiseleiter, die Ansprüche der Reisegruppe zu befriedigen, indem er aus einer örtlichen Pizzeria eine Pizza Kangaroo Special und eine Pizza Queenslander beschaffte, die beide zur Zufriedenheit der Reiseteilnehmer mundeten.

Fast wäre der Reiseleiter bei seiner Beschaffungstour - die Reisegruppe gab sich derweil der Muße hin - verhaftet worden, als er beim Aufsuchen eines Liquor Stores zur Beschaffung eines kleinen Vorrats an Cans (Bierdosen) an den beiden Sicherheitsleuten am Eingang einfach vorbeiging, die ihn rüde angingen und mit ihren unverständlichen englischen Redewendungen auf ihn einredeten, von denen er nur den Begriff "ID" vernahm. Nach Vorzeigen des Reisepasses und der Erklärung, nur ein harmloser Deutscher zu sein, der des Englischen nur beschränkt mächtig und mit den Gepflogenheiten des Landes nicht allzusehr vertraut sei, konnte er mit dem Gefühl, den Einkauf halb illegal zu tätigen, passieren. Offensichtlich versucht der Staat Nothern Territory, den Kauf von Alkoholika durch eine repressive Kontrolle zu unterbinden. Die einheimischen Bürger zeigten weiße Plastikkarten vor und einer Frau wurde auch das Betreten des Ladens verwehrt. Vermutlich handelt es sich um den Versuch, das Alkoholproblem bei den Aborigines, von denen man hier im Ort an vielen Stellen herumlungernde Gruppen sieht, zu unterbinden. Wäre der Reiseleiter von Koko begleitet worden, so hätte er gleich Bescheid gewusst.

Wie auch an den vergangenen Tagen herrschte große Hitze. Eine Reiseteilnehmerin puhte: "Einmal Tropen reicht mir in meinem Leben!"