Der Fluch des Capricorns

Montag, 19.10.2015

Nachgeholter Bericht für Sonntag, den 18. Oktober:

Im Voraus war nicht damit zu rechnen, dass es für diesen Tag einen bedeutenderen Beitrag geben könnte, denn es war nur eine 450 km lange Fahrt vorgesehen. Beim Start wurde das Navigationsgerät wie immer programmiert: Ortsname - kennt TomTom nicht. Also Postleitzahl - wird angenommen. Dann Straßennamen C. H. Barretts Road - TomTom kennt nur die Barretts Road, na okay. Hausnummer 88 - gibt es bei TomTom nicht und als nächst mögliche wird 640 angeboten. Die Unterkunft liegt weit außerhalb und einsam, könnte also sein. Auch die nachfolgende kleine Karte zeigt die Umgebung von Rockhampton, wohin es gehen soll. Etwas irritierend ist die errechnete Fahrtdauer von über 9 Stunden für die 450 km. Aber dann wurde der Navi-Anweisung entsprechend gefahren. Die Fahrt verlief relativ rasch, nur für die letzten 30 km wurden noch fast vier Stunden veranschlagt. Es ging über schlechte Kieswege, was nicht so lange dauerte wie prognostoziert, doch fast 1,5 Stunden in Anspruch nahm. Auf der ganzen letzten Strecke war uns nur ein einziges Fahrzeug begegnet. Am Ziel angekommen standen wir am Straßenschild Barretts Road, doch war ringsum nur Weideland und einige Rindviecher glotzen uns an, die wir uns auch wie Rindvieh fühlten. Was tun?

Ein einziges Wohnhaus hatten wir gesehen und wir wagten es, dort nachzufragen. Die Conners erklärten nicht unverstohlen grinsend, dass wir nach Barmoya zur Barretts Road müssten, das im Norden von Rockhampton läge, etwa 100 km entfernt. Sie nannten auch den Namen des nächstgelegenen Ortes, den TomTom kannte, und dort mögen wir nochmals fragen. Nach dem freundlichen Abschied ging die Fahrt auf der elenden Gravelroad zurück. Zum Glück hatten wir zuvor noch getankt.

Wenige Kilometer nach dem Abbiegen vom unbefestigten Weg auf den Highway zog der Wagen plötzlich nach rechts: rechter Vorderreifen zerschlissen. Also links ran und beraten. Bei der Übernahme des Mietwagens war eine Zusatzversicherung gebucht worden, mit jederzeitiger Assistenz, egal, wo in Australien. Aber vor dem Anruf musste erst einmal festgestellt werden, wo wir uns genau befanden. Dieses gelang recht einfach mittels des Navis. Dann die Rufnummer gewählt. Da meldete sich Fonic und verlangte zunächst eine Aufladung. Auch das wurde durchgeführt. Doch bei der jederzeitigen Assistenznummer wurde nicht abgenommen. Vielleicht lag es daran, dass es Sonntagnachmittag war.

Da kam der Gedanke, unter der Abdeckung des Kofferraums nachzuschauen, ob dort möglicherweise ein Reservereifen vorhanden sei. Und tatsächlich: dort lag ein fabrikneuer Reifen, wenn auch mit Stahl-, und nicht mit Alufelge, aber egal. Nach Erkunden des richtigen Ansatzpunktes für den Wagenheber konnte die Tauschaktion des Rades erfolgen, direkt neben dem Highway, ohne dass die großen Laster langsamer oder mit Etwa Abstand vorbeigefahren wären. Gerade, als alles fertig war und der zerschlissene Reifen im Kofferraum verstaut wurde, hielt ein junger Australier an und bot seine Hilfe an, immerhin. Allerdings hatte der Reiseleiter beim Lösen einer sehr fest sitzenden Radmutter seine Zähne so fest zusammengebissen, dass von einem oberen Schneidezahn eine Ecke absprang.

Zunächst vorsichtig, dann mutiger wurde die Fahrt fortgesetzt. Es war bereits dunkel, als die Reisegruppe in dem von den Conners genannten Ort ankamen. An einer Ampelkreuzung stand ein junger Mann neben seinem Jeep, den wir nach dem Weg fragten. Allzuweit lag das Ziel nicht mehr entfernt, nur noch etwa 15 km. Er kannte sich aus und weil die Wegschilderung EtwS kompliziert war oder wir einfach zu dämlich waren, sein Englisch zu verstehen, fuhr er zunächst ein Stück, schließlich aber bis fast vor das Ziel voraus. Wir bedankten uns bei ihm mit einer Flasche Wein.

Die Unterkunft war eine Rinderfarm, völlig einsam gelegen, auf der zwei Holzhäuschen für Gäste vermietet wurden. Am Morgen hatten wir noch Vorräte für den Abend, die mittels Mikrowelle zubereitet wurden, und für das Frühstück am folgenden Morgen eingekauft.

Rockhampton liegt im tropischen Erdgürtel,  wir hatten also auf der Fahrt den Wendekreis des Steinbocks gequert. Auf der USA-Reise waren an einem Tage, nämlich bei Los Angeles, gleich drei Missgeschicke erfolgt (siehe im Bericht: Immer Richtung Westen! ), und so hoffen wir, dass der Tag der Missgeschicke für Australien hinter uns liegt. Jedenfalls waren wir froh, an dem Abend in den vorbestellten Betten zu liegen.

Wie mag es wohl Nantwin ergehen?