Eine sportliche Leistung

Mittwoch, 04.11.2015

"Wir fahren heute zum Uluru", rief Uru am Morgen. "Nein, wir fahren zum Ayers Rock", hielt Koko dagegen. Und wieder kommt die Thoralfsche Philosophie zum Tragen: Beide haben Recht. Wie jeder weiß, wurde der Felsenblock 1873 vom ersten europäischen Entdecker nach dem südaustralischen Premierminister Henry Ayers benannt. Die Aborigines erhielten das Land 1985 zurück und benannten es ab 1993 offiziell Uluru. Weil wir es von Kindheit an nur als Ayers Rock kennen, bleiben wir dabei.

"Nur deutsche Touristen fahren bei der Hitze dorthin", äußerte sich Koko. "Heute ist es längst nicht so heiß wie sonst", konterte Uru. Bei der Abfahrt herrschten nur milde 27 Grad und im Tagesverlauf stieg das Thermometer nicht über 33 Grad, was unsere Reisegruppe veranlasste, Ayers Rock auf dem 10,6 km langen Base Walk zu umrunden, was der Gruppe ohne persönliche Verluste innerhalb von dreieinhalb Stunden gelang. Allerdings mussten Uru und Koko getragen werden. Vor den ekelhaften Fliegen schützten die über die Köpfe gewölbten Netze, so dass man wie ein Imker aussah.

Aus der Ferne wirkt Ayers Rock wie ein kompakter rechteckiger Block. Tatsächlich weist er nahezu eine Dreiecksform auf. Seine Oberfläche ist höchst unterschiedlich strukturiert. Beulen, Vertiefungen, Rillen, Höhlen, Riffel, Wellen, Waffelformen usw. wechseln sich ab. Unter Überhängen trafen sich die Männer zu zeremoniellen Handlungen. Da fragte Koko: "Wie heißen eigentlich die Menschen, die unter Felsüberhängen leben?" Uru: "Danach musst du Thoralf fragen." Das Gestein ist überwiegend rotbraun, an einigen Stellen auch grau oder gelblich. Der Weg rundherum führt durch die Wüste, meist schattenlos, in der Nähe eines Wasserloches auch durch grün belaubtes Gebüsch. Über die mythische Bedeutung des Felsens für die Aborigines wird auf Informationstafeln hingewiesen. Aus Respekt vor der Naturreligion wird auch darum gebeten, den Felsen nicht zu besteigen; nicht einen einzigen Kletterer haben wir gesehen.

In das geräumige Appartement kommt man fast wie nach Hause, mit seiner gemütlichen Einrichtung, dem Teppichboden, den Polstermöbeln, den vielen Kissen und besonders der einen Wand, die fast vollständig in Aborigine-Art naturnah mit roten, braunen, weißen und gelben Federn bemalt ist, die alle dezentrisch von einem Punkt ausgehen.

Sicher ist der heutige Tag einer der Höhepunkte dieser Reise, vielleicht sogar der Höhepunkt. Wovon man schon als Kind geträumt hat, einmal an diesem Felsblock zu stehen, ist in Erfüllung gegangen. An keinem anderen Tag der bisherigen Reise wurden so viel photographiert.

Und weil man einfach nicht genug bekommen kann, fuhren die Münsteraner am Abend nochmals in den Nationalpark, um bei 30 ºC dem Sonnenuntergang beizuwohnen, der Ayers Rock rot glühen ließ. Uru und Koko waren erschöpft und blieben zu Hause.