Mist!

Freitag, 20.11.2015

Letzter Tag in Australien, letzter Tag in Melbourne. Am Morgen wurde im kostenfreien Innenstadtdistrikt mit der Circle Line 35 einmal das Zentrum umrundet, was etwa eine Stunde dauerte. Während der Fahrt in dem älteren Straßenbahnwaggon, so wie wir sie aus den fünfziger Jahren kennen (hier aber nicht als historische Besonderheit, sondern im alltäglichen Gebrauch eingesetzt), erfolgten Lautsprecherdurchsagen zu den Sehenswürdigkeiten an den einzelnen Stationen, anerkennenswert gut.

Der Queen Victoria Market ist ein riesiger Basar, in dem alles von Lebensmitteln bis zu Kleidung usw. angeboten wird, dabei auch viele australienspezifische Artikel, zu günstigeren Preisen als vielfach anderswo.

Eine sehr angenehme Überraschung war die State Library of Victoria, ganz besonders für Bücherbegeisterte. Abgesehen von dem riesigen Literaturangebot werden in mehreren Sälen viele Computerplätze vorgehalten, die auch eifrig genutzt werden. Das Gebäude ist ein prachtvoller Neorenaissancebau mit einem hohen, oben verglasten Kuppelsaal. Das I-Tüpfelchen sind die Ausstellungen in der Bibliothek. In einem großen Saal werden Gemälde mit Landschafts- und Ortsansichten aus Victoria gezeigt, fast alle aus dem 19. Jahrhundert, auch einige Büsten. Ein weiterer Saal enthält Portraits historischer Persönlichkeiten Victorias. In einer umlaufenden Galerie sind kostbare Bücher, überwiegend aus der Zeit bis zum 17. Jahrhundert ausgestellt, darunter erste Bibeln und mittelalterliche Drucke. Wie Bücher die Ansichten in der Welt verändert haben, wird durch Originale von Linne, Darwin und anderen dokumentiert. Es befanden sich auch einige deutsche Werke in der Sammlung. Schließlich wurden noch Utensilien vom Beginn der Besiedlung Victorias bis etwa 1960 gezeigt. Kein Wunder, dass die Reisegruppe in der Bibliothek verblieb, bei freiem Zutritt (fast alle deutsche Kommunen vernachlässigen bedauerlicherweise derartige Kulturausgaben zugunsten sozialer Aufgaben), bis es Zeit wurde, zum Flughafen aufzubrechen.

Am Morgen versprach es ein schöner Tag zu werden und man war in leichter Kleidung ohne Jacke aufgebrochen, die man zusammen mit den Koffern dem Hotel zur Aufbewahrung überlassen hatte. Beim Verlassen der Bibliothek pladderte es jedoch erheblich und man durchnässte. Später kam dann doch nochmals die Sonne durch und Melbourne verabschiedete sich freundlich.

Und dann galt es, sich von Koko und Uru zu verabschieden. Zu aller Überraschung erklärten die beiden, dass wir noch längst nicht alles von Australien wüssten und noch viel zu erzählen sei, und dass sie bereit wären, nach Deutschland mitzukommen, auch wenn es dort, wie sie gehört hätten, kalt und ungemütlich sei, wenn wir sie nur irgendwie an Bord des Flugzeugs schmuggeln würden. Sollen wir das freche Gezeter noch länger ertragen? Weil die beiden aber so treuherzig guckten und sie versprachen, sich in Zukunft zu vertragen, konnte ihnen der Wunsch nicht abgeschlagen werden. Also fliegen Koko und Uru mit. Prompt teilte Uru mit, dass er alle, die dieses Internettagebuch gelesen haben, examinieren werde, ob sie auch noch alles wüssten. Koko schränkte ein, dass man auf das Abfragen der Inhalte, die sowieso jeder weiß, aber verzichten könne.

Wie schon bei der Ankunft in Melbourne wurde wieder der Hotelbusshuttle in Verbindung mit dem Skybus genutzt. Über die Hotelrezeption wurde eine gewünschte Abholzeit an die Skybuszentrale mitgeteilt und tatsächlich traf der Shuttlebus beim Hotel zwei Minuten nach der genannten Zeit ein und brachte die Reisegruppe zum Flughafen. Der Shuttledienst ist in dem relativ günstigen Fahrpreis für den Transfer enthalten und war schon in Deutschland über das Internet gebucht worden. Bis hierhin verlief noch alles planmäßig.

Beim Einchecken wurde mitgeteilt, dass die gebuchte Maschine ausfällt (planmäßige Abflugzeit 23.55 Uhr), und statt dessen ein Flugzeug um 02.55 Uhr starten soll. Wie der Anschluss nach Düsseldorf dann in Dubai erfolgen wird, ist noch unklar; eventuell muss erst nach London und von dort nach Düsseldorf geflogen werden, was bei der Ankunft in Dubai mitgeteilt werden soll. Als Entschädigung wurden Verzehrgutscheine ausgegeben. Das wird eine lange Nacht! Schließlich wurden der Reiseteilnehmerin die Wasserflaschen abgenommen (bei bisherigen Kontrollen konnten sie mit an Bord genommen werden) und dem Reiseleiter die Rolle Klebeband, die als Hilfsmöglichkeit bei Pannen am Auto o. ä. mitgeführt und alle vier vorherigen Sicherheitskontrollen anstandslos passierte. Danach wurde die Reisegruppe als Stichprobe zur Untersuchung auf Sprengstoffspuren herausgepflückt und unterzog sich einer besonderen Untersuchung mit einem chemischen Testverfahren. Mit allen anderen Passagieren musste man sich anschließend nochmals von einem niedlich aussehenden Sprengstoffsuchhund abschnüffeln lassen. Und jetzt wird man stundenlang in der Abfahrtshalle zubringen dürfen. Mist, Mist, Mist! Wenigstens funktioniert das kostenfreie Flughafen-WiFi zur Abfassung dieses Berichts.