Puh! und Boah!

Montag, 26.10.2015

Puh - das Thermometer kletterte auf 38 ºC, die Temperatur betrug um 10 Uhr morgens bereits 32 ºC. Wenn man den Kaltwasserhahn im Bad aufdreht, braucht man kein heißes Wasser zuzumischen.

Boah - die Fahrt auf dem Adelaide-River wird unvergesslich bleiben. Auf dem Arnhem-Highway führte die Straße aus Darwin hinaus nach Osten durch Buschland und Steppen. Über drei Meter hohe Sandburgen waren von Termiten neben der Straße errichtet worden. Wenige Kilometer vor dem Adelaide-River, der einige tausend Kilometer von der Stadt Adelaide entfernt liegt, wies ein Schild auf die Croc-Cruises hin. Eine kleine Straße führte 14 km in die Ödnis, zuletzt einige Kilometer mit unbefestigter Fahrbahn, bis eine armselige Hütte erreicht wurde. Leider war das Boot eine viertel Stunde zuvor abgefahren und die Wartezeit betrug fast zwei Stunden in der Hitze bis zur nächsten Tour. Zur Acht-Personen-Gruppe zählten neben zwei älteren Münsteranern ein älteres französisches Ehepaar, ein junges mit dem älteren Paar nicht bekanntes ebenfalls französisches Paar auf Hochzeitsreise (die Frau des Kapitäns, die die Fahrkarten verkaufte, berichtete dazu, dass sie mit ihrem Mann die Hochzeitsreise nach Paris unternommen hätten; übrigens steckte sie unseren bar bezahlten Fahrpreis ohne jegliche Registrierung oder Verausgabung von Fahrkarten ein) sowie ein junges australisches Paar, wovon das Mädchen ein Studienjahr in Rheda-Wiedenbrück (!) zugebracht hat.

Den Kapitän muss man sich als einen Typ Crocodile Dundee vorstellen. Mit seinem flach gehenden Boot steuerte er dicht an den beidseitigen Mangroven entlang. Er hielt einen langen Holzstab mit einem daran befestigten Draht ins Wasser, auf den ein blutiges Fleischstück gesteckt war und lockte damit Krokodile an. Diese kannten die Prozedur wohl schon, denn wenn sich das Boot näherte, rutschten sie vom flachen schlammigen Strand ins Wasser und kamen zum Boot. In dem braunen Wasser waren sie nicht auszumachen, bis ihr Kopf direkt neben dem Boot auftauchte. Dann zog Kapitän Crocodile Dundee den Stab hoch, das Krokodil schnellte senkrecht nach oben aus dem Wasser und schnappte nach dem Bissen. Dabei verließ es das Wasser teilweise mit allen vier Beinen und nur noch ein Stück vom Schwanz blieb im Wasser, und dabei waren die Tiere wohl bis zu drei Meter lang. Nach dieser Anstrengung platschte das Kroko neben der Bordwand mit großem Aufspritzen zurück ins Wasser. Zwei-, drei-, viermal musste das Reptil seine Übung wiederholen, bis es ihm gelang, den Fleischhappen mit einem kräftigen, deutlich hörbaren Klappen vom Draht zu reißen. Zum Ende der 75-minütigen Flussfahrt kam der Höhepunkt: ein urweltlich anmutendes, fast schwarzes Tier von fünf Meter Länge mit gemein blickenden gelbschwarzen Augen und hoch stehenden Schwanzzackenreihen holte sich seine Ration. Nach dem Namen dieses Tieres befragt, behauptete der Kapitän, dieses wilde Exemplar heiße "Birgit". Einem wilden Tier so nahe zu kommen, ihm Auge in Auge zu blicken, ist ein besonderes Erlebnis. Alleine mit den Photographien von dieser Wassersafari könnte ein ganzer Bilderabend bestritten werden.

Bei der weiteren Fahrt kam man noch an zwei weiteren Unternehmen mit Angeboten zu Adelaide-Krokodilfahrten vorbei, doch ist die Reisegruppe überzeugt, dass es nicht spannender hätte zugehen können.

Nach insgesamt knapp 300 km, auf den letzten Etappen fast allein mit Gegenverkehr im Abstand mehrerer Minuten, wurde der Kakadu National Park erreicht. Besonders unangenehm waren beim begegnendem Verkehr die Monster-Lkw, die drei oder vier lange Anhänger zogen, von denen der letzte nicht selten erheblich schlingerte und bis zu eineinhalb Fahrspurbreiten in Anspruch nahm.

Übernachtet wird für zwei Nächte im Nationalpark in Jabiru im Mercure Kakadu Crocodile Hotel, mit allem Pipapo. Wieder rotiert die Waschmaschine in der Gäste-Laundry. Angeblich soll es sich um ein Superiorzimmer handeln, doch kann es das kaum sein, denn das Gezeter der Kakadus im Baum vor dem Fenster ist kaum zu ertragen. In der Nähe ist eine Feuerwache stationiert und es war bereits einmal Feueralarm zu vernehmen. Einige Strecken im Park sind wegen Buschfeuergefahr gesperrt.

Die Reisegruppe weiß natürlich nicht, wer alles diese lapidaren Abfassungen liest und freut sich deshalb über Reaktionen. Und was das Abbusseln von Enkeln betrifft, so ist es hart, darauf noch so lange warten zu müssen, doch soll ein bereits erworbenes australisches Schmusetier die Abzubusselnden versöhnen.