Steph

Freitag, 06.11.2015

"Das wird heute aber eine lange Fahrt" stöhnte Uru bereits im Voraus. "Ja, die längste der ganzen Reise und wohl auch die langweiligste." stimmte Koko zu, doch es kam anders. Zunächst ging es von Yulara die 250 km auf dem Lasseter Highway zurück, nicht ohne nochmals Ayers Rock in der Ferne zu bestaunen. Am Ende des Highways in Erldunda wurde bis zum Stehkragen vollgetankt, und da kam Steph ins Spiel, wie sie genannt wird. Eigentlich heiße sie Stephanie, sei auf der Fahrt zu ihren Eltern in Melbourne und suche eine Mitfahrgelegenheit. Gleich schaltete sich Uru ein: "So wie Stephanie von Monaco?" "Ja, ja", fügte Koko hinzu, "Sie ist Stephanie von Monaco und inkognito unterwegs." Steph wurde auf die 500 km lange weitere Fahrt auf dem Stuart Highway nach Süden bis Coober Pedy mitgenommen und im Auto kam man ins Gespräch. Nach zweieinhalb Jahren, die sie in Europa und in Indonesien verbracht habe, wolle sie nach Hause zurückkehren. Sie sei 27 Jahre alt und habe sich unterwegs Geld als Lehrerin für Englisch und Französisch verdient. Sie habe noch einen älteren Bruder, der in den USA lebe und mit einer Amerikanerin verheiratet sei. Ihr Vater habe in der IT-Branche zuletzt 15 Jahre lang bei einem Unternehmen gearbeitet, doch habe es dort Schwierigkeiten gegeben und seit April genieße er seine freie Zeit; er befände sich aber noch nicht im Ruhestand. Ihre Mutter würde als IT-Lehrerin arbeiten. Ihre Vorfahren stammten aus Irland und wären wohl im 19. Jahrhundert immigriert. Und dann wurde noch viel über die Sehenswürdigkeiten von Australien und Europa gesprochen. Mit zunehmender Strecke wurde die Gegend immer wüstenähnlicher, bis im rotbraunen Boden nur noch einzelne Grasbüschel zu bestehen vermochten; die Temperatur erreichte 34 ºC. Steph verabschiedete sich an einem Campingplatz in Coober Pedy.

Das Desert View Underground Apartments bietet Unterkünfte mit mehreren Räumen einschließlich Küche an, kühle Räume, dafür ohne Klimaanlage, die auch nicht erforderlich ist. Allerdings riecht es in der Unterkunft etwas muffig, so eine Mischung aus Feuchtigkeit und abgestandenem Essensgeruch. Die Holztüren sind so ziemlich alle verzogen.

Um die Ernährung der Reisegruppe sicherzustellen, wurde zum Abendessen und für das nächste Frühstück eingekauft. Neben dem Supermarkt befand sich Cellarbrations, ein Liquorstore. Die Beschaffung eines kleinen Biervorrates war problemlos, doch durften nicht eine Flasche Wein und eine Flasche Sekt mitgenommen werden, sondern nur eins von beiden. Die Abgabe ist auf eine Flasche pro Person beschränkt, wozu ein Identitätsnachweis zu erfolgen hat, und nur der Reiseleiter hatte seinen Reisepass dabei.

Zum Abschluss des Tages besuchte die Reisegruppe noch die anglikanische Catacomb Church von Coober Pedy, die in einer alten Ausgrabungsstelle eingerichtet wurde. Die einzigen Besucher konnten die Stille des kleinen kühlen Raumes genießen.

Schließlich sei noch vermerkt, dass man das Nothern Territory verlassen hat und sich jetzt in South Australia befindet. Die Kreativität der Australier bei den Namensgebungen ist beachtenswert. Übrigens mussten die Uhren an der Landesgrenze um eine Stunde vorgestellt werden, so dass die Reisegruppe jetzt der deutschen Zeit um neuneinhalb Stunden vorauseilt.