Berichte von 11/2015

Verlassen der Zivilisation

Sonntag, 01.11.2015

Nachtrag zum 31. Oktober 2015:

Üblicherweise werden die Einträge abends in der Unterkunft verfasst. Das Motel in Tennant Creek verlangte eine Gebühr für die Internetnutzung, 5 AUD für eine Stunde, wogegen sich der Reiseleiter aus Prinzip wehrte, denn nach seiner Meinung sollte die Internetnutzung inkludiert sein, doch wurde er von Uru, Koko und der gesamten Reisegruppe überstimmt mit dem Argument, dass Constanze und die Jungens doch auf eine Nachricht warteten. Doch funktionierte das Einwählen im Zimmer nicht, weil die angegebenen Daten nicht angenommen wurden. Bei der Rezeption gab es dann einen Zettel mit Daten für einen anderen Gastzugang, doch auch damit gelangte man nicht in das Internet. So wurde der etwas stocksteife junge Rezeptionist nochmals um Unterstützung gebeten, er bemühte sich (im Sinne des Begriffes "bemühen" wie in Personalzeugnissen), doch konnte auch er keinen Erfolg erzielen. Er löste das Problem, indem er die fünf AUD wieder auszahlte. So kommt der Bericht mit einem Tag Verspätung.

Die Fahrt führte nach Süden aus Katherine hinaus. Wenn man jemanden richtig gut näher kennen lernen möchte, so sollte man mit ihm mehrere Stunden auf engem Raum zusammen verbringen, zum Beispiel in einem gefangenen Fahrstuhl, oder mit ihm 700 km in einem Mitsubishi ASX fahren. Schnell stellten sich die Charaktere von Uru und Koko heraus und es ist völlig unverständlich, warum die beiden befreundet sind. Uru ist eindeutig der Neugierige, er will alles wissen und sehen, und er zeigt das große Bedürfnis, uns mit seinem Land vertraut zu machen; er ist auch ein bißchen frech, und seine Zunge ist manchmal schneller als sein Gehirn. Koko ist hingegen etwas weise, abgebrüht, hat einen großen Wissensfundus, lebt aber auch gerne bequem und möchte am liebsten in Ruhe gelassen werden. Die Spitze ist aber, dass die Beiden grundsätzlich unterschiedlicher Meinung sind. Wenn Uru etwas sagt, äußert Koko sofort das Gegenteil, und umgekehrt.

Am Beginn der Fahrt waren beide noch ziemlich synchron. Eine Viertelstunde nach der Abfahrt ging es los. Koko: "Wie lange dauert es noch?" Uru:"Wann sind wir da?" Koko: "Ich habe Durst!" Uru: "Ich muss mal!" Koko: "Mir ist es zu heiß! " Uru: "Mir ist es zu kalt!" Und in Einem fort.

Wie schön doch sonst die Fahrt begann. Vor dem heranbrausenden Gefährt hüpfte ein mittelgroßes Känguruh in das rettende Gebüsch. Andere Känguruhs standen rechts und links am Straßenrand und wendeten ihre Köpfe mit dem vorbei fahrenden Auto; dabei schien es, als ob sie Beifall klatschten. Ab und zu lag auch mal ein überfahrenes Tier am Straßenrand.

Der erste Halt erfolgte im Elsey National Park. Die Bitter Springs sind Thermalquellen, wunderschön anzusehen und mitten im Busch gelegen. Einige Kilometer davon entfernt ent-springt die Rainbow Spring (man beachte bitte die Alliteration) und nur eine kurze Distanz davon entfernt liegt der Thermal Pool. Heissa, wie jauchzte da die bezaubernde Mitreisende, als man es ihr gestattete, sich ihrer, die unteren Gliedmaßen eng umhüllenden schlauchartigen Kunststoffgespinste zu entledigen und für eine halbe Stunde in die glasklare, fast körperwarme aquatische Flüssigkeit zu gleiten, begleitet von der exotischen Kakophonie des Tropenwaldes. Doch so ist das ja immer im Leben: für alles Wohltuende muss man irgendwie bezahlen. Die Hoffnung trog, dass eine kalte Dusche nach dem zwar angenehm warmen, aber wenig erfrischenden Bad die Lebensgeister beleben würde, denn die Duschen wurden ebenfalls von dem 33 Grad warmen Thermalwasser gespeist.

Die Hitze drückte. Da begann Koko zu dozieren, dass es in Australien ja genau umgekehrt wie in Europa sei. Wenn man von Deutschland nach Süden, zum Beispiel nach Italien fahre, dann würde es immer wärmer. Wenn man in Australien nach Süden fahre, also Richtung Antarktis, dann würde es immer kälter. Sofort hakte Uru ein. Am Morgen sei es nur 26 Grad warm gewesen, mittags um 32 Grad und bei der Ankunft am Abend nach 700 km sogar 39 Grad, und damit wäre Kokos Theorie vollkommen widerlegt. Da wusste der arme Koko nicht zu antworten.

Es sei an dieser Stelle der Hinweis erlaubt, dass die Reisegruppe bereits in der Vergangenheit offensichtlich alleine durch ihre Anwesenheit widernatürliche Phänomene hervorzurufen vermochte. Bei ihrer Reise durch die knochentrockene jordanische Wüste tröpfelte es, was 30 Jahre lang nicht erfolgt war. Auch in der Wüste von Neu Mexiko fielen Tropfen. Und jetzt wieder in Katherine, wo in der Nacht ein kräftiger Schauer fiel, der die morgendliche Luft auf nur noch 26 Grad abkühlte. Während Uru meinte, dass es nur an der Magie der Reisegruppe gelegen haben könne, widersprach Koko natürlich, dass es sich um Vorboten der nahenden Regenzeit handele.

Der nächste Halt erfolgte beim Joining Point of the Overland Telegraph, einer großen Ingenieurleistung, den Kontinent von Süd nach Nord zu verbinden. Die beabsichtigte Telegraphennachricht nach Europa misslang aber doch, weil gerade das Unterseekabel nach Java beschädigt war.

Eine Zeitlang war eine enorme Rauchwolke auszumachen, die weit hoch in die Atmosphäre stieg und nahezu die Form eines Atompilzes angenommen hatte.

Nach dem Threeway-Roadhouse kam das John Flynn-Memorial. Der Reverend hat sich sehr um die Verbindungen und Wohlfahrt der im Outback weit entfernt lebenden Menschen ohne jegliche soziale Fürsorge und Versorgung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr verdient gemacht.

Kurz vor dem Zielort regte Uru noch die Besichtigung der Tennant Creek Telegraph Station an. Koko war dagegen, vor allem wegen der Hitze und der plagenden Zweiflügler, wollte aber auch nicht alleine im Auto bleiben ("Dann bekomme ich Angst und heule die ganze Zeit und das wollt ihr doch sicher nicht!"). Die Telegraphenstationen wurden von einigen wenigen Bediensteten unterhalten, die auch die endlos langen Freilandkabel zu kontrollieren hatten, und Koko meinte dazu ganz zutreffend: "Einen öderen Job kann ich mir nicht vorstellen!"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

111 Autos

Sonntag, 01.11.2015

Unbedingt müssen wir die Teufelsmurmeln sehen, Devils Marbles, Karlu Karlu, meinte Uru, und er hatte vollkommen Recht. Auf der flachen Ebene liegen mehrere Meter große, teils nahezu runde braunrote Felskugeln verstreut, manche auch übereinander. Koko wollte wissen, warum das des Teufels Werk wäre, denn ihm würde die Deutung der Aborigines viel besser gefallen, dass es sich um die Eier der Regenbogenschlange handele.

Dann querte die Reisegruppe wieder den Wendekreis des Steinbocks, dieses Mal von Nord nach Süd, und hielt kurz an der Markierung an, wie hier überall bedrängt von sehr lästigen Fliegenschwärmen; man war wieder in den südlichen Subtropen. Koko schlug einen Halt am High Point Marker vor, dem höchsten Punkt des Stuart Highways, aber auch hier waren die Fliegen nicht des Menschen Freund und einige wollten unbedingt im Auto mitfahren.

Die Vegetation längs des Highways war nicht einheitlich. Im nördlichen Bereich wuchsen mehrere Meter hohe Büsche und Bäume. Dann folgte ein Bereich mit niedrigerem Buschwerk, dann Savannenstrukturen mit gelbbraunen Gräsern, und wieder höhere Vegetation. Insgesamt darf man sich die Gegend nicht als Sand- oder Geröllwüste vorstellen; fast überall lockern grünblättrige Gewächse den tristen Eindruck auf. Überall sind aber Spuren von Buschfeuer auszumachen.

Auch die Fauna hat sich wohl verändert. In den nördlicheren Bereichen des Stuart Highways lagen überwiegend verendete Känguruhs am Straßenrand, südlich von Tennant Creek keine Känguruhs mehr, dafür aber vereinzelte Rinder. Den Zusammenprall mit einem derartig großen Tier malt man sich besser nicht aus.

Während auf den Highways an der Ostküste höchstens 100 oder 110 km/h gefahren werden durften, auch bei vierspurigen verkehrsarmen Fahrbahnen, gibt es auf dem Stuart Highway viele Abschnitte, auf denen 130 km/h zugelassen sind; auf einigen Teilbereichen besteht sogar keine Beschränkung. Die Fahrbahnoberfläche ist aber nicht mit der deutscher Autobahnen vergleichbar. Es bestehen viele Unebenheiten, die eine langsamere Fahrgeschwindigkeit angeraten lassen.

Nach etwa 500 Kilometern wurde "The Alice", Alice Springs, im trockenen australischen Zentrum erreicht, gegründet 1872 im Zuge des Telegraphenbaus nahe einer Quelle. Der auf Initiative von Reverend John Flynn gegründete Flying Doctor Service, der sich nach einem Besuch von Königin Elisabeth 1953 "Royal" nennen darf, informierte die Reisegruppe mit einer Filmvorführung und einigen Exponaten im kleinen Museum. Weil man früh gestartet und noch Zeit war, wurde dem Vorschlag von Uru zum Besuch der School of the Air gefolgt. Die Einrichtung hat sich zur Aufgabe gemacht, Kindern im Outback Schulbildung zukommen zu lassen, in den Anfangsjahren ab 1951 mittels Funk, seit einiger Zeit über das Internet. Zunächst war die Reisegruppe alleine in der Station mit den zwei Studios, doch dann konnte sie sich einer kleinen Gruppe anschließen, der die Arbeit erklärt wurde. Anschließend hielt noch ein junger Praktikant einen Vortrag nur für die münsteraner Gruppe, assistiert von einer anderen Mitarbeiterin.

Immer wieder kommt es zu Begegnungen mit Spuren von Ludwig Leichhardt. In einem botanischen Garten wurde ein von ihm beschriebener Baum gesehen, in einem Kulturzentrum war eine von ihm entdeckte und nach ihm benannte Heuschrecke abgebildet, Straßen sind nach ihm bezeichnet, auch ein Highway, und zufälligerweise nächtigt die Reisegruppe in einem Motelgebäude, das seinen Namen trägt. Nach den beiden letzten Motels, die als mittelmäßig zu bezeichnen sind, überrascht das Quest-Motel im Outback mit einem sehr guten Standard. Auch das Internet funktioniert einwandfrei und ist natürlich kostenfrei nutzbar. Im Übrigen bleibt die Küche heute nicht kalt, denn mitgebrachte asiatische Schnellgerichte harren der Fertigung durch eine erfahrene kulinarisch versierte feminine Kraft.

Und was hat es mit der Überschrift des Tagesbeitrags auf sich? Uru behauptete beim Start, wir würden durch eine sehr einsame Gegend fahren. Natürlich hielt Koko dagegen, dass die Region gar nicht so verlassen sei. Um herauszufinden, wer Recht habe, einigte man sich darauf,  die entgegen kommenden Fahrzeuge zu zählen. Auf der fünfstündigen Fahrt mit etwa 500 Kilometer Strecke begegneten 111 Fahrzeuge, davon etwa ein Drittel Road Trains, zwei Militärkonvois mit etwa 15  Fahrzeugen, sowie ein Motorradfahrer. Und jetzt beginnt mit diesem Wissen die Diskussion darüber, ob es sich nun um eine einsame Gegend handele oder nicht. Die Münsteraner meinen in Anlehnung an die allseits bekannte Thoralf-Philosophie, beide haben Recht.

Die Tagestemperatur erreichte 38 ºC.

 

 

 

 

 

Heißer als in der Waschmaschine

Montag, 02.11.2015

"Nein! Nein! Nein!" Uru stampfte mit seinem linken Fuß auf. "Wenn wir schon in Alice Springs sind, dann will ich auch meine Verwandten besuchen!" Also blieb nichts anderes übrig, als in den Alice Springs Desert Park zu gehen. Es ist wirklich ein Wüstenpark, vor der grandiosen Kulisse roter Sandsteinberge. Die Reisegruppe kam gerade rechtzeitig, um der Free flying bird show beizuwohnen. Mehrere einheimische Vögel, darunter der bumbumbum tailed eagle, der größte Vogel Australiens, flogen dicht über die Köpfe der Besucher. Koko bekam es schon mit der Angst. Und dann kam Urus große Stunde: Er führte uns zu seinen Verwandten, die träge in der Sonne lagen und sich kaum zum Aufstehen zur Begrüßung durchringen konnten. In anderen großzügigen Gehegen tummelten sich Dingos und Emus, dazu mehrere sehr große Volieren, und ganz besonders ein riesiges Nocturnal House. Nur Koko war etwas traurig, dass keine Verwandten von ihm dort waren, aber: "Unsereiner wohnt ja nun mal nicht in der Wüste."

Dann begann die lange Fahrt zum Kings Canyon Resort, etwa 470 Kilometer. Mit einem Fahrzeug mit Vierradantrieb wäre die Strecke um 250 Kilometer kürzer ausgefallen, aber das ist für australische Verhältnisse nur ein unbedeutender Umweg. Die Temperaturen betrugen überwiegend über 40 Grad, maximal 45 Grad. "Das ist ja heißer als in der Waschmaschine", rief Koko. Diesmal waren sich Uru und Koko einig, dass es sich um eine einsame Gegend handele, denn auf den letzten 100 Kilometern kamen gerade einmal zwei Fahrzeuge entgegen. Als Anschrift war Luritja Road, 0872 Kings Canyon, Watarrka, genannt, ohne Hausnummer. Das Navi kannte weder Kings Canyon noch Watarrka, nahm aber die Postleitzahl und den Straßennamen an, und führte auch richtig zum Beginn der Luritja Road, doch waren es von dort noch 173 km bis zum Hotel.

Das Resort-Hotel liegt inmitten eines Bergzuges. Vor der Tür lungerte ein Dingo herum, weshalb eine Reiseteilnehmerin aufwallende Gefühle des Unbehagens verspürte, doch verzog sich das Ungeheuer, als es des Reiseleiters angesichtig wurde.  Die große Besonderheit ist der Whirrlpool im Zimmer mit einer großen Fensterscheibe mit Blick auf eine nahe Felsformation, was sofort genutzt wurde. Und wieder bewahrheitet es sich, dass in den teuersten Unterkünften eine Gebühr für die Internetnutzung verlangt wird, aber Koko und Uru skandierten, dass das für die Familie auch noch drin sein müsste.

Um 19 Uhr geht die Sonne unter, doch war der Ausblick von der Sunset Viewing Platform enttäuschend, denn die Sonne hatte sich hinter Wolken verborgen.

Man stelle sich vor, dass es beim Rückweg vom Resort-Bistro mit Restaurant-Preisen tatsächlich in der Ferne gewitterte und einigen dicke Tropfen fielen.

 

Fashion accessoire number one

Dienstag, 03.11.2015

Uru mit seinem feinen Gespür hatte es als erster gemerkt und die Wolken am Vorabend hätten es vermuten lassen können. Nachts um zwei Uhr öffnete der Himmel seine Schleusen und Wasser prasselte wie aus Kübeln auf das Dach des Appartements, unterstützt von Blitzen, Donnerschlägen und Sturmgeheul, das das Wimmern der Klimaanlage wie ein Flüstern erscheinen ließ. Wurde eigentlich schon mitgeteilt, dass Uru knapp zwei Jahre älter als Koko ist? Jedenfalls nahm Uru den kleinen Koko in den Arm und tröstete ihn, dass er keine Angst zu haben brauche, und beide schlüpften mit ins Bett der Reisegruppe, die bei dem Getöse ohnehin nicht schlafen konnte und froh war, sich unter einem festen Dach und nicht unterwegs zu befinden. Nach einer Stunde ließ das Naturphänomen nach. Nun gibt es fast keine Brücken oder Durchlässe und bei Regen werden die Straßen an vielen Stellen von "Floodways" überspült, so dass Bedenken bestanden, ob die Fahrt mit dem 2WD überhaupt fortgesetzt werden könnte. Am Morgen aber erinnerten nur noch kleine Pfützen an das nächtliche Unwetter.

Hingegen war die Temperatur morgens deutlich niedriger und bei moderaten 32 Grad und gutem Wind, der die allgegenwärtigen Fliegen etwas zurückhielt, fuhren die Vier in den Watarrka National Park, nachdem noch im Resort für den bisher höchsten Preis in Australien nachgetankt worden war (2,10 AUD/l; in Städten sonst um 1,35 AUD/l). An der Tankstelle musste erstaunlicherweise erst der Führerschein an der Kasse hinterlegt werden, bevor die Benzinpumpe freigeschaltet wurde. Vermutlich soll so verhindert werden, dass jemand, ohne bezahlt zu haben, davon fährt.

Die kleine Wanderung führte auf dem Kings Creek Walk in den Canyon hinein. Sei er nach seinem Entdecker benannt, sei er nach einem König benannt, die majestätische Bezeichnung gebührt der Schlucht, die sich bis zu 270 m tief eingeschnitten hat, auf jeden Fall. Im Schatten der nahezu senkrechten, rostroten, kargen Wände gedeiht üppige Vegetation in dem mit Felsbrocken übersähten Flussbett. Eine Busladung hatte gerade den Aussichtspunkt verlassen, so dass man dort fast eine halbe Stunde lang den Rundumblick genießen konnte, bevor die nächsten Touristen auftauchten.

Und dann ging es auf die 300 Kilometer lange Fahrt. An der einsamen Strecke stand eine ältere, mollige Aborigine, bunt gekleidet, mehrere Beutel bei sich, am Straßenrand und wunk zum Anhalten. Ihr Mann lag in der Nähe im Schatten eines Baumes, einen Kanister bei sich. Im Wissen, dass hier nicht viele Fahrzeuge vorbei kommen, wurde angehalten, und die Frau erzählte eine längere Geschichte in einem Englisch, das kaum verstanden wurde. Es wurde aber deutlich, dass ihr Mann mitgenommen werden sollte. Als wir zustimmten, holte der Aborigine, der im Gegensatz zu seiner Gemahlin sehr wortkarg und vielleicht auch kaum des Englischen mächtig war, seinen 20-Liter-Kunststoffkanister und quetschte sich damit auf einen hinteren Sitz. Wie weit er mitfahren wollte, blieb ungewiss, doch nach etwa 15 Kilometern äußerte er einige Zischlaute, die zutreffend als Aufforderung zum Anhalten gedeutet wurden. Am Straßenrand stand ein alter weißer Kombi, mit dem er wohl ohne Treibstoff liegen geblieben war. Mit einem kaum vernehmbaren knorrigen "Thank you." verabschiedete er sich, um sein Benzin einzufüllen und zu seiner Frau zurückzufahren. Es blieb rätselhaft, wie die beiden mit dem vollen Benzinkanister in die Einöde gekommen waren und es dauerte einige Zeit, bis der Benzingeruch im Auto verflogen war.

Weiter ging es nach Yulara (etwa 1.000 Einwohner). Wie jeder weiß, handelt es sich um die viertgrößte Stadt der Nothern Territory, worauf mehrfach hingewiesen wird. Uru konnte sich vor Aufregung kaum zurückhalten und als man sich dem Mt. Conner Lookout näherte, rief er aufgebracht: "Gleich ist es soweit!" Und dann öffnete sich der Blick auf den noch gut 100 Kilometer entfernten Uluru (Ayers Rock), leider mit etwas diesiger Sicht, aber der Majestät des aus der Ebene solitär herausragenden Felsgebildes tat das keinen Abbruch. Doch führt die Straße nicht in Richtung des Felsens, sondern zunächst in einem weiten Bogen darum herum, so dass es noch über eine Stunde dauerte, bis die Unterkunft im Ayers Rock Resort erreicht wurde, die etwa 20 Kilometer vom Felsen entfernt liegt. Mit dem geräumigen Appartement ist die Reisegruppe sehr zufrieden und wird hier gerne drei Nächte zubringen. Ausser einem Wohnbereich, abgetrenntem Schlafzimmer und einer voll eingerichteten Küche sind eine eigene Waschmaschine und ein eigener Wäschetrockner vorhanden, so dass eine mitreisende Münsteranerin in Jubel ausbrach.

Nur die Terrasse wird wohl nicht genutzt werden, denn mit den lästigen Fliegen möchte man sie nicht teilen. Um bei den weiteren Ausflügen nicht mehr so stark belästigt zu werden, erwarben die Fernreisenden das Outback-Modeaccessoir Nummer Eins, den Kopf verhüllende Fliegennetze. Koko und Uru können darauf verzichten.

Als höchste Temperatur wurden im Tagesverlauf nur 36 ºC erreicht.

Ein bewegendes Gefühl war es, gegen 19 Uhr auf dem Imalung Lookout stehend dem Sonnenuntergang beizuwohnen. Der Uluru wurde von einer Seite beleuchtet, während die gelbrote Sonne direkt hinter Kata Tjuta (den Olgas) versank.

 

Eine sportliche Leistung

Mittwoch, 04.11.2015

"Wir fahren heute zum Uluru", rief Uru am Morgen. "Nein, wir fahren zum Ayers Rock", hielt Koko dagegen. Und wieder kommt die Thoralfsche Philosophie zum Tragen: Beide haben Recht. Wie jeder weiß, wurde der Felsenblock 1873 vom ersten europäischen Entdecker nach dem südaustralischen Premierminister Henry Ayers benannt. Die Aborigines erhielten das Land 1985 zurück und benannten es ab 1993 offiziell Uluru. Weil wir es von Kindheit an nur als Ayers Rock kennen, bleiben wir dabei.

"Nur deutsche Touristen fahren bei der Hitze dorthin", äußerte sich Koko. "Heute ist es längst nicht so heiß wie sonst", konterte Uru. Bei der Abfahrt herrschten nur milde 27 Grad und im Tagesverlauf stieg das Thermometer nicht über 33 Grad, was unsere Reisegruppe veranlasste, Ayers Rock auf dem 10,6 km langen Base Walk zu umrunden, was der Gruppe ohne persönliche Verluste innerhalb von dreieinhalb Stunden gelang. Allerdings mussten Uru und Koko getragen werden. Vor den ekelhaften Fliegen schützten die über die Köpfe gewölbten Netze, so dass man wie ein Imker aussah.

Aus der Ferne wirkt Ayers Rock wie ein kompakter rechteckiger Block. Tatsächlich weist er nahezu eine Dreiecksform auf. Seine Oberfläche ist höchst unterschiedlich strukturiert. Beulen, Vertiefungen, Rillen, Höhlen, Riffel, Wellen, Waffelformen usw. wechseln sich ab. Unter Überhängen trafen sich die Männer zu zeremoniellen Handlungen. Da fragte Koko: "Wie heißen eigentlich die Menschen, die unter Felsüberhängen leben?" Uru: "Danach musst du Thoralf fragen." Das Gestein ist überwiegend rotbraun, an einigen Stellen auch grau oder gelblich. Der Weg rundherum führt durch die Wüste, meist schattenlos, in der Nähe eines Wasserloches auch durch grün belaubtes Gebüsch. Über die mythische Bedeutung des Felsens für die Aborigines wird auf Informationstafeln hingewiesen. Aus Respekt vor der Naturreligion wird auch darum gebeten, den Felsen nicht zu besteigen; nicht einen einzigen Kletterer haben wir gesehen.

In das geräumige Appartement kommt man fast wie nach Hause, mit seiner gemütlichen Einrichtung, dem Teppichboden, den Polstermöbeln, den vielen Kissen und besonders der einen Wand, die fast vollständig in Aborigine-Art naturnah mit roten, braunen, weißen und gelben Federn bemalt ist, die alle dezentrisch von einem Punkt ausgehen.

Sicher ist der heutige Tag einer der Höhepunkte dieser Reise, vielleicht sogar der Höhepunkt. Wovon man schon als Kind geträumt hat, einmal an diesem Felsblock zu stehen, ist in Erfüllung gegangen. An keinem anderen Tag der bisherigen Reise wurden so viel photographiert.

Und weil man einfach nicht genug bekommen kann, fuhren die Münsteraner am Abend nochmals in den Nationalpark, um bei 30 ºC dem Sonnenuntergang beizuwohnen, der Ayers Rock rot glühen ließ. Uru und Koko waren erschöpft und blieben zu Hause.

 

Olga kennt doch jeder

Donnerstag, 05.11.2015

"Fein, heute geht es zu den Olgas", freute sich Koko am Morgen. "Sie heißen nicht Olgas, sondern Kata Tjuta, und es ist wieder so heiß und außerdem kenne ich sie bereits und man muss auch noch Eintritt in den Nationalpark bezahlen und sie sind längst nicht so spektakulär wie Uluru." Offensichtlich hatte Uru keine große Lust auf den Ausflug. Aber wenn es Ayers Rock nicht in der Nähe gäbe, so wären die Olgas heute bestimmt so berühmt wie Ayers Rock. In der Sprache der Aborigines bedeutet Kata Tjuta "viele Köpfe", was es ganz gut für die 36 eng zusammen stehenden Berge trifft. Der europäische Entdecker benannte die Berggruppe 1872 nach Königin Olga von Württemberg, der russischen Großfürstin, die in Stuttgart und Umgebung gut bekannt ist, wie jeder weiß. 1993 änderten die Aborigines den Namen.

Den ersten guten Blick erheischte die Reisegruppe am Kata Tjuta Dune Viewing, den nächsten am Sunset Viewing, obwohl es erst mittags war, übrigens nur 31 Grad warm (später maximal 33 Grad). Es schloss sich eine kleine Wanderung in die Walpa Gorge an und danach eine weitere in das Valley of the Winds bis zum Karu-Aussichtspunkt; wie das Tal zu seinem Namen kam, konnte an diesem Tag nicht nachvollzogen werden. Die Olgas werden längst nicht so stark von Touristen frequentiert wie Ayers Rock. Übrigens sind Uru und Koko während der Wanderungen im Auto geblieben, angeblich wegen der vielen Fliegen.

Zur Verabschiedung begaben sich die Hauptprotagonisten noch einmal zum Aussichtspunkt für den Sonnenuntergang von Ayers Rock.

 

Steph

Freitag, 06.11.2015

"Das wird heute aber eine lange Fahrt" stöhnte Uru bereits im Voraus. "Ja, die längste der ganzen Reise und wohl auch die langweiligste." stimmte Koko zu, doch es kam anders. Zunächst ging es von Yulara die 250 km auf dem Lasseter Highway zurück, nicht ohne nochmals Ayers Rock in der Ferne zu bestaunen. Am Ende des Highways in Erldunda wurde bis zum Stehkragen vollgetankt, und da kam Steph ins Spiel, wie sie genannt wird. Eigentlich heiße sie Stephanie, sei auf der Fahrt zu ihren Eltern in Melbourne und suche eine Mitfahrgelegenheit. Gleich schaltete sich Uru ein: "So wie Stephanie von Monaco?" "Ja, ja", fügte Koko hinzu, "Sie ist Stephanie von Monaco und inkognito unterwegs." Steph wurde auf die 500 km lange weitere Fahrt auf dem Stuart Highway nach Süden bis Coober Pedy mitgenommen und im Auto kam man ins Gespräch. Nach zweieinhalb Jahren, die sie in Europa und in Indonesien verbracht habe, wolle sie nach Hause zurückkehren. Sie sei 27 Jahre alt und habe sich unterwegs Geld als Lehrerin für Englisch und Französisch verdient. Sie habe noch einen älteren Bruder, der in den USA lebe und mit einer Amerikanerin verheiratet sei. Ihr Vater habe in der IT-Branche zuletzt 15 Jahre lang bei einem Unternehmen gearbeitet, doch habe es dort Schwierigkeiten gegeben und seit April genieße er seine freie Zeit; er befände sich aber noch nicht im Ruhestand. Ihre Mutter würde als IT-Lehrerin arbeiten. Ihre Vorfahren stammten aus Irland und wären wohl im 19. Jahrhundert immigriert. Und dann wurde noch viel über die Sehenswürdigkeiten von Australien und Europa gesprochen. Mit zunehmender Strecke wurde die Gegend immer wüstenähnlicher, bis im rotbraunen Boden nur noch einzelne Grasbüschel zu bestehen vermochten; die Temperatur erreichte 34 ºC. Steph verabschiedete sich an einem Campingplatz in Coober Pedy.

Das Desert View Underground Apartments bietet Unterkünfte mit mehreren Räumen einschließlich Küche an, kühle Räume, dafür ohne Klimaanlage, die auch nicht erforderlich ist. Allerdings riecht es in der Unterkunft etwas muffig, so eine Mischung aus Feuchtigkeit und abgestandenem Essensgeruch. Die Holztüren sind so ziemlich alle verzogen.

Um die Ernährung der Reisegruppe sicherzustellen, wurde zum Abendessen und für das nächste Frühstück eingekauft. Neben dem Supermarkt befand sich Cellarbrations, ein Liquorstore. Die Beschaffung eines kleinen Biervorrates war problemlos, doch durften nicht eine Flasche Wein und eine Flasche Sekt mitgenommen werden, sondern nur eins von beiden. Die Abgabe ist auf eine Flasche pro Person beschränkt, wozu ein Identitätsnachweis zu erfolgen hat, und nur der Reiseleiter hatte seinen Reisepass dabei.

Zum Abschluss des Tages besuchte die Reisegruppe noch die anglikanische Catacomb Church von Coober Pedy, die in einer alten Ausgrabungsstelle eingerichtet wurde. Die einzigen Besucher konnten die Stille des kleinen kühlen Raumes genießen.

Schließlich sei noch vermerkt, dass man das Nothern Territory verlassen hat und sich jetzt in South Australia befindet. Die Kreativität der Australier bei den Namensgebungen ist beachtenswert. Übrigens mussten die Uhren an der Landesgrenze um eine Stunde vorgestellt werden, so dass die Reisegruppe jetzt der deutschen Zeit um neuneinhalb Stunden vorauseilt.

Das S-Gen bricht durch

Samstag, 07.11.2015

Wie jeder weiß, stammen aus Coober Pedy etwa die Hälfte aller weltweit geförderten Opale. Also wollten Uru und Koko ins Opal Mine & Museum. Nach einem Einführungsfilm wurde durch die Gänge einer Opalmine geführt. Der ältere Führer hatte selbst jahrelang als Opalschürfer sein Glück versucht und wusste interessant zu erzählen. Wegen der jahrelangen Arbeit mit einem Drucklufthammer war er fast taub. Aufgelassene Minen werden als Wohnräume genutzt. Ein kleines Museum informiert über die Bildung von Opalen und deren Gewinnung im Laufe der Zeit, über die Verhältnisse der Opalentstehungszeit vor 120 Mio. Jahren, über die Aborigines in diesem Gebiet usw.

Im Ort wird Opalschmuck in zahlreichen Geschäften angeboten. Von Koko war zu erfahren, dass huminide feminine Wesen über ein S-Gen verfügen, ein Gen, das unaufhaltsam den Wunsch nach Kaufen und Tragen von Schmuck steuert und wogegen bislang kein Mittel gefunden wurde. Dieses S-Gen bricht bei allen Frauen aus, die Coober Pedy besuchen, auch bei unserer Reiseteilnehmerin (sie kann ja nichts dafür). Nach langem Schauen und Anprobieren wurde endlich ein Schmuckstück erworben, das immer an diese australische Reise erinnern soll.

Dann wurde die Fahrt auf dem Stuart Highway 550 Kilometer weit nach Süden fortgesetzt (maximal 110 km/h erlaubt, woran sich auch alle strikt halten), durch ein Seengebiet bis zum Gebirgszug der Gawler Range. Die Landschaft wechselte auf der langen Fahrt: nackter Boden, Buschland, Grasland und auch dichte, grüne Waldstücke in der Nähe der Seen. Am Hart Lake wurde gehalten und die schneeweiße salzkrustige Uferregion bestaunt; die maximale Tagestemperatur betrug 34 ºC. Ein schwarzer menschengroßer Laufvogel stand am Fahrbahnrand, vielleicht ein Kasuar, war aber im Gebüsch verschwunden, bevor die Kamera bereit war. Es wurden jede Menge Känguruhs gesichtet, doch leider nur tote auf und neben der Fahrbahn.

Übernachtet wird in einem Motel in Port Augusta, einer kleinen Hafenstadt am Great Australian Bight. Die Zivilisation ist wieder erreicht und mit ihr normale Benzinpreise. Hier wurde erstmalig eine wirklich freundliche Verkäuferin in einem Bottleshop angetroffen.

Im Motelzimmer befand sich eine Mikrowelle, und so wurde für das Abendessen entsprechend eingekauft. Zurück im Zimmer stellte sich heraus, dass weder Teller noch Bestecke vorhanden waren. Die Rezeption hatte bereits geschlossen, doch lief auf dem Gelände noch eine Mitarbeiterin herum, die angesprochen wurde und das Fehlende beschaffte. So musste das Reiseteam nicht mit knurrendem Magen ins Bett.

 

 

 

 

Botanischer Garten geht immer

Sonntag, 08.11.2015

In Port Augusta kann man ein Outback Centre mit Informationen über die Aborigines aufsuchen (davon hatten wir bereits mehrere gesehen), sich über den Royal Flying Doctor Service informieren (bereits von Alice Springs bekannt) oder in den Australian Arid Lands Botanic Garden gehen. "Ich komme aber nur mit, wenn es dort auch Eukalyptusbäume gibt!", verlangte Koko. "Natürlich gibt es die dort", versicherte ihm Uru, obwohl er es gar nicht wusste. Botanischer Garten geht immer, also gleich früh, denn das Frühstück musste im Motel bis 8 Uhr (!) genommen werden, wandelten die Hitzeerprobten (am Morgen 28 Grad) auf dem großen Wüstengelände und lasen die Namen arider Vegetationen und sahen auch einige Echsen. Zum Glück für Uru gab es auch Eukalyptusbäume.

Wenn man erwartet hatte, dass es sich auf der Fahrt 300 km weiter nach Süden abkühlen würde, so sah man sich getäuscht. In Adelaide herrschten 36 ºC. Bemerkenswert ist noch, dass große Flächen zwischen Port Augusta und Adelaide landwirtschaftlich genutzt werden; bis zum Horizont waren Getreidefelder zu sehen (war es Hirse?), teilweise abgeerntet und die Stoppel abgebrannt.

Mit dem Appartement hat es die Reisegruppe sehr gut getroffen, mitten im Zentrum gelegen, mehrere hohe Räume in einem viktorianischen Gebäude, Küche mit allem Erforderlichen, erstmalig auf dieser Reise mit Geschirrspülmaschine, eigene Waschmaschine und eigener Trockner, kleine Terrasse zum Hof mit etwas Grün, man könnte es komfortabel bis luxuriös nennen. Die Gruppe überlegte, ob sie auf das Besichtigungsprogramm verzichtet und die zwei Tage im Hotel zubringt, doch hat man sich dann zu einer Stadtbesichtigung durchgerungen.

Adelaide tut sich dadurch hervor, dass der zugehörige koloniale Bereich von freien, meist frommen Siedlern, und nicht von ausgewiesenen Sträflingen geschaffen wurde. Sie ist als einzige australische Stadt nach einer Frau benannt, nach Adelheid von Sachsen-Meiningen, der Gattin von Wilhelm IV., wie jeder weiß. Der Rundgang entsprach dem ADAC-Reiseführer, vorbei an noch einigen vorhandenen viktorianischen Prachtbauten, Victoria Square, Town Hall, Hauptpost, Altes Parlament, Flinders Universität (übrigens war Matthew Flinders der erste, der Australien umsegelte), und an verschiedenen Museen. Die Stadt wirkt sehr ansprechend, aber vielleicht liegt das ja an den zurück liegenden Tagen in der Wüste. Schließlich halbierte sich die Reisegruppe; während sich die eine Hälfte der Muße im Appartement hingab, streifte die andere Hälfte noch etwas durch die Straßen. Im Hintergrund sind die Glockenschläge von Big Ben zu hören.

 

 

 

 

Museumstag

Montag, 09.11.2015

Adelaide ist eine saubere, angenehme Stadt und verfügt über einige Museen. Allerdings sagten Koko und Uru unisono, dass sie ja aus dem Land stammten und sowieso alles kennten. Also machten sich die Münsteraner auf den Weg, zuerst zum South Australian Museum, in dem man mehrere Stunden zubringen kann. Es werden tatsächlich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Exponate aus Südaustralien gezeigt. Die Wal- und Delphinskelette stammen nur von an der Küste gestrandeten und verendeten Tieren, teilweise bereits vor 100 Jahren. Die Präparate der weltweiten Säugetiere interessierte hauptsächlich hinsichtlich der australischen. Die Ausstellung über die Aboriginals war die bisher beste gesehene; alle Cultural Centres waren dagegen bedeutungslos. Eine Abteilung informierte über südaustralische Biodiversität, eine andere über südpazifische Kulturen, beide gut aufgemacht. Die ägyptische Abteilung konnte man sich schenken. Minerale, Meteoriten und Fossilien waren gut anzusehen. Eine umfangreichere Sammlung hatte Douglas Mawson zum Thema, der uns bisher unbekannt war, aber in eine Reihe mit bekannten Südpolarforschern gestellt werden muss.

Im Migrationsmuseum wird die Zeit von den Anfängen in den 1830er Jahren bis heute behandelt. Der Anteil deutscher Immigranten lag um 1840 bei 8 %. Im ersten Weltkrieg wurden zahlreiche Deutschstämmige ausgewiesen und alle deutsche Ortsnamen anglisiert, von denen nur ganz wenige später rückgängig gemacht wurden.

Schließlich legte ein Teil der Reisegruppe noch eine größere Runde durch das Stadtgebiet per pedes zurück. Tageshöchsttemperatur schon wie gewohnt bei 36 ºC.

Und vor Emus wird sich die Reisegruppe jetzt ganz besonders in Acht nehmen.

 

 

 

 

 

Der Leuchtturm am Ende der Welt

Dienstag, 10.11.2015

Das Frühstück auf der Terrasse war noch sehr angenehm, aber auf der anschließenden Fahrt ging die Temperatur immer weiter zurück, bis auf nur noch 15 ºC, das bedeutet einen Temperatursprung um rund 20 Grad im Vergleich mit dem Vortag. Koko murmelte vor sich hin: "Kalt ist er, kalt ist er." Außerdem fiel den gesamten Vormittag über leichter Niederschlag.

Aus dem engen Parkhaus ging es ohne Schrammen hinaus und durch die morgendliche rush hour auf den Highway. In der Gegend südlich von Adelaide wird sehr viel Getreide angebaut, auch werden Rinder und Schafe gehalten.

Die Mittagspause wurde in Kingston SA eingelegt. Am Ortseingang wird man vom größten Hummer der Welt begrüßt, von Larry, 17 Meter hoch. Der Ort lebt(e?) von der Garnelen- und Hummerfischerei. Als die Reisegruppe an der Strandpromenade dem Mitsubishi entstieg, pfiff ihr eine steife Brise um die Ohren. Da mussten dann die Jacken aus dem Koffer geholt und Halbschuhe anstelle von Sandalen angezogen werden, bevor man sich auf den Weg in den kleinen Ort machte. Uru wollte unbedingt einen Fischburger essen, und alle anderen schlossen sich an, zumal es sich um fangfrischen Fisch handeln sollte. Die große Attraktion des Ortes ist der diesem Tagesbeitrag namensgebende historische Leuchtturm in dieser einsamen Gegend.

Nicht nur die Küste und das Wetter erinnerten an nordseeliche Verhältnisse, auch das grüne, bis zum Horizont ebene Hinterland mit grasenden Schafen entsprachen Ostfriesland. Auf der weiteren Fahrt wurde es dann aber mittelgebirgiger, teils mit Nadelwald.

Nach knapp 500 Kilometern wurde das Tagesziel erreicht, Mount Gambier. Wie jeder weiß, sichtete Leutnant James Grant am 3. Dezember 1800 von HMS Lady Nelson aus hier zwei Berge, wovon er einen nach Lord Gambier benannte, den ja wohl ebenfalls jeder von der Kopenhagen-Party 1807 kennt. Mount Gambier hat natürlich auch einen Superlativ aufzuweisen: es handelt sich um den ersten Ort in Südaustralien, der von einem Europäer benannt wurde (irgendeinen Superlativ hat hier jeder Ort). Das gebuchte ortskernnahe Motel ist besser als viele andere ausgestattet.

 

 

 

 

 

 

 

Ein Mimikriwald

Mittwoch, 11.11.2015

Als Nachtrag zum gestrigen Bericht bestand Koko partout auf der Aufnahme des Hinweises, dass die KGL 1807 einen erheblichen Anteil des Kontingentes bei der Belagerung Kopenhagens gestellt hat.

Gleich nach dem Frühstück wurde der Blue Lake in Mount Gambier aufgesucht und zu Fuß umrundet. Der Vulkankratersee ändert im Jahresverlauf seine Färbung und war richtig kobaltblau. Die Ursache für die Farbveränderung ist umstritten; angeblich sollen sich im wärmeren Wasser bläulich scheinende Kristalle bilden. Der 70 Meter tiefe See dient der regionalen Trinkwasserversorgung und erhält seinen Zustrom aus einem Aquifer.

Nächste Station war das Cape Bridgewater mit einer schroffen Küstenlinie und einem "versteinerten Wald". Letzterer ist aber ein Witz, wenn man den Petrified Forest an der Route 66 kennt, denn er besteht nicht aus Holz, sondern aus einzelnen Sandsäulen, die den Eindruck von Baumstämmen erwecken. Am Blowhole Lookout sah ein weibliches Reisemitglied eine kleine Fontäne und eine "Sandbank", die versank, also eindeutig ein Wal, dem niemand aus der Reisegruppe zu widersprechen wagte.

Schließlich ging es noch zum Cape Nelson State Park mit einem Leuchtturm von 1882/84, so wie man sich einen Leuchtturm vorstellt. Auch hier beeindruckten die Klippen am Great Australien Bight.

Auf der Fahrt wurde die Grenze nach Victoria überschritten, was mit einer Uhrzeitvorstellung um eine halbe Stunde verbunden war, so dass man der deutschen Zeit jetzt um zehn Stunden voraus ist.

Der Tag war sonnig, leicht bewölkt, mit Temperaturen bis 18 Grad. Die Reisegruppe übernachtet jede Nacht in einem anderen Ort wie Nomaden, dieses Mal in Warrnambool.

 

 

 

 

 

 

 

The eye of the needle

Donnerstag, 12.11.2015

In Warrnambool existiert ein zu Recht hoch gelobtes Museum, das Flagstaff Hill Maritime Village. Eine nette ältere grauhaarige Dame, Val, führte die kleine Gruppe von fünf Personen durch den Teil mit dem Schiffswrack-Museum. An der 130 Kilometer langen Shipwreck Coast sind 80 Segelschiffe untergegangen, das letzte 1914. Da die Steilküste sehr zerklüftet ist und ein Felsvorsprung wie der andere aussieht, kann man sich insbesondere bei ungünstigen Witterungsverhältnissen irren und die falsche Bucht anlaufen, zumal die damaligen Navigationsgeräte nicht übermäßig präzise anzeigten. Es war also nicht einfach, genau den Eingang der einen schmalen nadelfförmigen Bucht zu finden, das "eye of the needle". Ein weiterer Teil der Anlage ist ein Freilichtmuseum, ähnlich wie in Oldenburg oder wie das Mühlenhofmuseum, aus Gebäuden der Region, vorwiegend zwischen 1850 und 1950 erbaut, zusammengetragen. Ohne ronaldsche Museumsakribie wurden immerhin über vier interessante Stunden dort verbracht.

Nicht weit von Warrnambool entfernt beginnt die berühmte Great Ozean Road, eine Steilküste mit spektakulären Buchten und Auswaschungen des Kalksteingebirges. An mehreren Stellen wurde angehalten, teils verbunden mit kurzen Wanderungen: Bay of Islands, Bay of Martyrs, The Grotto, London Bridge (zur Hälfte 1990 eingebrochen, wobei zwei Besucher auf dem stehen gebliebenen Teil mehrere Stunden ausharren mussten, bis sie von einem Helikopter gerettet wurden), The Arch und abschließend ein Scenic Lookout mit Blick auf Port Campbell, wo übernachtet wird.

Wetterkonditionen: sonnig bis leicht bewölkt mit Temperaturen bis 20 ºC.

 

Die Gewalt des Ozeans

Freitag, 13.11.2015

Vor Vor-Freude fielen (bitte die Vierer-Alliteration beachten!) sich Uru und Koko immer wieder in die Arme und trippelten von einem Bein aufs andere. "Wir fahren heute zu den elf Episteln!", sprudelte es aus Uru heraus. Koko schüttelte weise seinen Kopf: "Nein, nein, zu den zwölf Aposteln! " Aber bevor es soweit war, wurde alle Sehenswürdigkeiten der Great Ocean Road abgeklappert, bei einigen mit einer kleinen Wanderung verbunden: Island Archway, Razorback, Shipwreck Walk, Loch Ard Gorge, Thunder Cave. Der Meereswind wehte etwas schneidig, so dass die 15 Grad trotz der Sonne kälter empfunden wurden.

Auf Bildern der Great Ocean Road sind meistens die Zwölf Apostel zu sehen, einzelne im Wasser stehende Felsblöcke, teils so hoch wie die Küstenlinie, teils nur von geringer Höhe, imposant anzusehen, dazu das Brausen der brechenden Wellen vor der felsigen Steilküste. Selbst mit gutem Willen kamen wir nur auf elf "Apostel", so dass Uru doch ein bißchen Recht hatte. Danach kam noch Castle Cove. Der "signifikanteste" Leuchtturm Australiens soll auf Cape Otway stehen. Auf der Halbinsel angekommen, wurden 19,50 AUD pro Person als Eintrittsgeld verlangt, für zwei Personen also etwa 27 EUR. "Das ist Abzocke!" tönte Uru, und ausnahmsweise stimmte ihm Koko zu. Soviel Geld auszugeben, nur um den Leuchtturm aus der Nähe zu sehen, gab das Reisebudget nicht her. Uru: "Das hätte die Reiseleitung aber vorher eruieren können."

Die Sheok Falls sind ein 15 Meter hoher Wasserfall, der sich in eine Steinschale ergießt, sehr romantisch. Schließlich wurde noch das historische Tor der Great Ocean Road passiert, bevor die Fahrt nach Ballarat ging, wo übernachtet wird.

Besser ließe sich die Great Ocean Road von Ost nach West fahren, weil dann auch an den Aussichtspunkten gehalten werden kann, die man von der anderen Seite kommend wegen der durchgezogenen Linie nicht anfahren darf.

Frage an einen angehenden Englischlehrer: Was bedeutet "Porterhouse"?

 

 

 

 

Gold

Sonntag, 15.11.2015

Nachtrag für den 14.11.2015 (wegen Verlangen des Hotels von 9 AUD für die Internetnutzung):

Der größte Goldnugget der Welt, 69 Kilogramm schwer, wurde 1858 in Ballarat gefunden, wie jeder weiß. Was liegt näher, als das dortige Goldmuseum und die nachgebaute Goldgräberstadt zu besuchen. In ansprechender Form, manchmal leider zu dunkel, war das Thema "Gold" ausgehend vom Goldrausch 1851 und Folgejahre in Ballarat umfangreich aufbereitet. Unter anderem wurde eine nachgebildete Goldpyramide im halben Maßstab gezeigt, wie sie 1862 auf der Weltausstellung in London mit einem Volumen zu sehen war, das dem bis dahin gesamten geförderten Goldvolumen Victorias entsprach.

Auf Sovereign Hill steht eine komplette nachgebaute Goldgräberstadt, so wie Ballarat um 1860/70 ausgesehen haben dürfte. Die Darstellungen in dem Museumsdorf sind sehr viel lebhafter als im Mühlenhofmuseum. Sehr viele Mitwirkende laufen in historischer Kleidung umher. Es gibt zahlreiche Führungen und Demonstrationen. Der Auftritt von Lola Montez, die ja nun wirklich jeder kennt, wurde angekündigt. Ein Dieb wurde verfolgt und verhaftet. Ein Commissioner, natürlich korrupt, erzählte von seinen Erfahrungen. Die Rotröcke marschierten auf. Mit Schüsseln wurde Sediment gewaschen und wer dabei tatsächlich einen Nugget finden sollte, könnte ihn behalten (leider war die Reisegruppe erfolglos, denn sonst hätte man damit einen Beitrag zu den Reisekosten erwirtschaften können). In einem Stollen, nur schwach beleuchtet, konnte der unterirdische Abbau nachempfunden werden. Eine Muskete wurde abgeschossen. In vielen Werkstätten, teilweise ähnlich wie die von Opa Ernst, wurde altes Handwerk ausgeübt und die Produkte konnten erworben werden. Die Reisegruppe verbrachte dort den ganzen Tag, bevor sie nach Melbourne weiterfuhr und in einem Flughafenhotel übernachtete.

Am Flughafen wurde auch der Mitsubishi bei AVIS abgegeben, mit dem auf der zweiten Etappe 6.300 Kilometer gefahren worden sind (mit dem Nissan waren an der Ostküste 3.900 Kilometer zurückgelegt worden). Der Mitsubishi hat alles mitgemacht, aber nicht überzeugt. Obwohl das Fahrzeug bei der Übernahme erst 14.000 Kilometer zurückgelegt hatte, ließ sich der Deckel des Handschuhfachs nur mit seitlicher Unterstützung schließen, knarrte das gesamte Armaturenbrett fortdauernd und dröhnte es im Insassenraum bei rauer Fahrbahn erheblich. Zudem verbrauchte der Wagen über 8 Liter Benzin für 100 Kilometer (der Nissan, obwohl 20 Zentimeter länger, hatte nur knapp 6 Liter für 100 Kilometer verbraucht). Die Abgabe bei AVIS erfolgte anstandslos. Froh waren wir, auf der langen Strecke kein Tier überfahren zu haben.

 

 

 

 

 

Die Teufel

Sonntag, 15.11.2015

Uru jubelte nur verhalten: "Heute fliegen wir nach Transsilvanien, da habe ich aber Angst, dass mir Blut abgezapft wird!" - "Nein, du brauchst dich nicht zu genieren, es geht nach Tasmanien", stellte Koko richtig. Das Flugzeug benötigte 80 Minuten von Melbourne nach Hobart. Die Annahme des dritten Leihwagens bei AVIS dauerte endlos lange, weil junge asiatische Paare in der Reihe vor Einem standen, nicht vorbestellt hatten und sich nicht gleich entscheiden konnten. Mit einem Toyota Corolla ging es ins Landesinnere, zunächst zum Bonorong Wildlife Sanctuary in Brighton (übrigens glaubt man wegen vieler gleichlautender Ortsnamen, sich in England oder in Schottland zu befinden).

Der Tierpark beherbergt fast nur tasmanische Tiere. Lustig sieht es aus, wenn ein großes Rudel Känguruhs angehüpft kommt; insgesamt leben 115 (!) Känguruhs in dem Zoo. Eine Reiseteilnehmerin aus Münster war entzückt, als sie einen Koalabären streicheln konnte, der sich ihr dabei zudem noch zufrieden zuwandte; andererseits wurde sie beim Füttern eines gierigen Emus sehr vorsichtig, denn sie hatte zu Recht Angst um ihre Finger. Ein besonderes Erlebnis war es, Tasmanische Teufel zu sehen, die sonst so scheu sind, dass sie sich in Höhlen verkriechen. Bei einer Führung kamen die Tiere zu einer Fütterung heraus. Im Tierpark leben zwölf Tasmanische Teufel, die verletzt von Fahrzeugen angefahren aufgenommen worden sind und wieder ausgewildert werden. Schließlich war es ein großer Spaß, ein Känguruh zu füttern.

200 Kilometer ging anschließend die Fahrt ins Innere der Insel, die überwiegend grüne Vegetation aufweist, in den Nationalpark Cradle Mountain - Lake St. Clair. Der sogenannte "Highway" ist kurvenreich, manchmal sehr schmal und nur auf Teillängen mit der zugelassenen Geschwindigkeit von 100 km/h befahrbar. Auf der einsamen Fahrt wurden ein Tasmanischer Teufel, zwei Wallabies und ein Beuteligel am Straßenrand gesichtet (alle lebend und gesund). Die Unterkunft liegt mitten im Wald und ist ein zu einem Hotel umgebautes Pumpenhaus direkt am St. Clair-See. Wegen des Eintreffens erst kurz nach 19 Uhr hatte die Rezeption bereits geschlossen (es hing ein Zettel an der Tür: "Dear Manfred...", mit Anweisungen), doch konnte im zugehörigen Restaurant eingecheckt werden. An einer Wand des Hotelzimmers sind eine Antriebswelle sowie zwei U-Führungsschienen für ein Schütz montiert. Zum Dinner trafen sich die Gäste bei sehr beschränkter Speisekarte (Lammfleischmenue oder vegetarisches Menue) und Getränkeselbstbedienung (volles Vertrauen) an großen Tischen in einem ehemaligen Betriebsraum mit wandhohen Fenstern und Ausblick zum See. Die Reisegruppe saß mit einem jungen australischen Paar, das im Januar sich zu verehelichen vedenkt, und mit einem Narkosearzt (nicht arrogant) eines melbourner Krankenhauses zusammen, und genehmigte sich zum Abschluss des Tages noch eine Flasche tasmanischen Rotwein (lecker).

Über die Vorgänge in Paris sind wir alle hier entsetzt.

 

 

Pumpwerk

Montag, 16.11.2015

"Was für eine Fehlplanung!" schimpfte Koko, "das Geld hätte sehr gut zum Schutz von Koalas ausgegeben werden können!" "Oder zum Schutz von Känguruhs!" tönte Uru. Um die Stromversorgung sicherzustellen, war 1940 ein Pumpenhaus am St. Clair-See errichtet worden, mittels dem das Wasser aus dem See bei niedrigem Wasserstand zu einer Wasserkraftanlage gefördert werden kann. In den folgenden Jahrzehnten soll nicht ein einziges Mal gepumpt worden sein, vielleicht auch nur sehr selten, weil der Wasserspiegel zur Ableitung mit natürlichem Gefälle stets ausreichend hoch stand, so dass die Pumpanlage 1995 außer Betrieb genommen wurde.

Jedenfalls wurde dadurch die Übernachtung in einem ehemaligen Pumpenhaus zur Besonderheit. Am Frühstückstisch kam man mit einem Ehepaar aus Manchester ins Gespräch. Danach erfolgte die Wanderung im angeblich schönsten Wandergebiet Tasmaniens, auf dem Platypus Bay Circuit (ein Platypus ist ein Schnabeltier, wie jeder weiß), jedoch konnten keine Platypen beobachtet werden, dann auf dem Larmairremener Tabelti - Aboriginal Cultural Walk, und schließlich ein Stück auf dem berühmten Overland Track (na, schon einmal davon gehört?). Die Wandergruppe hatte das Glück, eine dicke schwarze, vielleicht eineinhalb Meter lange Schlange, eine Tigerschlange (letal!), ins Gebüsch gleiten zu sehen, doch konnte sie nicht photographiert werden.

Dann ging es wieder auf dem Lyell-Highway kurvenreich nach Hobart zurück, wobei ein Wombat (lebend) neben der Straße zu sehen war. In einem zentrumsnahen Hotel wurde ein Zimmer im obersten Geschoss mit Blick auf die Stadt und etwas auf den Hafen bezogen (Superausblick). Viele Hotels verfügen über irgendein Alleinstellungsmerkmal; hier ist es ein Klosett mit besonderen Funktionen, wie Sitzringheizung und Popospülung. Der Reiseleiter erkundete noch die zum Abend hin vereinsamenden Straßen.

Convicts

Dienstag, 17.11.2015

Die britische Deportationspolitik nach Australien ließ einige Aussenlager entstehen, von denen Port Arthur auf Tasmanien, etwa 100 Kilometer von Hobart entfernt, als schlimmstes galt. Es gab nicht nur die Gemeinschaft der Gefangenen, sondern auch die des Militärs und die der freien Siedler. Über 30 Gebäude sind erhalten geblieben, teils als Ruinen. Mit einem Katamaran ging es an der nahen Isle of the Dead, dem Friedhof mit etwa 1.100 Bestattungen, und am Point Puer, dem Gefängnis für Knaben von 9 (!) bis 16 Jahren, vorbei. Über seine Vergangenheit war der Ort so beschämt, dass er sich nach der Schließung des Lagers 1877 in Carnarvon umbenannte, wie jeder weiß, aber zwölf Jahre später besann man sich und nahm den alten Namen wieder an. Besonders beeindruckten die dargestellten Biographien von Gefangenen, dabei auch einzelne Frauen, und von Lagerpersonal, so dass unsere sympathische Reisegruppe etwa sieben Stunden in dieser Welterbestätte zubrachte, bei gut 20 Grad und Sonnenschein. Bei der Rückfahrt setzte etwas Regen ein.

Colonial Tram

Mittwoch, 18.11.2015

Da der Weiterflug erst für mittags terminiert war, schlugen Uru und Koko noch eine Stadtbesichtigung von Hobart vor. Den Beiden kann man ja nichts abschlagen, also gesagt, getan. In der Stadt sind einige viktorianische Gebäude ganz sehenswert, aber keine Besonderheiten.

Dann wurde der dritte Leiheagen bei AVIS ohne Probleme abgegeben. Der Toyota ließ sich recht gut fahren und verbrauchte etwa 6 Liter Normalbenzin pro 100 Kilometer. damit hat die Linksfahrerei endlich ein Ende. Insgesamt wurden rund 11.000 Kilometer in Australien gefahren.

Der Flug von Hobart nach Melbourne verlief problemlos. Das Appartementhotel liegt im Zentrum und ist sehr gut ausgestattet, z. B. mit Spül-, Waschmaschine und Trockner. Aber besonders beeindruckt der Blick aus dem 32. Stockwerk über die Stadt, vom Balkon aus.

Der Nachmittag gehörte der Organisation des nächsten Tages. Wie kommt man nach Frankston? Dazu wurde eruiert, von welchem Bahnhof Zugverbindungen bestehen, wann Züge fahren, wie oft, wie lange sie brauchen und welcher Fahrschein erforderlich ist. Alles ließ sich klären und es wurden zwei Fahrkarten am Bahnhof Flinders Street (es weiß doch wohl noch jeder, wer Flinders war!),  gekauft. Anschließend erfolgte eine telefonische Verabredung mit Bundesbruder Reiner S., der am Folgetag besucht werden soll.

Der Höhepunkt des Tages und sicher auch einer der ganzen Reise war die abendliche Fahrt mit einer historischen Straßenbahn durch Melbourne, mit der Colonial Tram.  In einem alten Straßenbahnwaggon drei Stunden lang durch Melbourne zu fahren und dabei ein sehr feines fünfgängiges Menü zu verspeisen, war ein besonderes Erlebnis. Wein wurde unbeschränkt nachgeschenkt, nur war der kredenzte Whiskey von minderer Qualität, wenn man überhaupt etwas bemängeln möchte. Erst kurz nach Mitternacht fielen Mitglieder der Reisegruppe erschöpft ins Bett.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei Margrit und Reiner

Donnerstag, 19.11.2015

Am Morgen brachte der Frankston Train unsere Gruppe einschließlich Uru und Koko zur Endstation, wo sie von Margrit und Reiner abgeholt und zu ihrem Haus in Mornington mitgenommen wurde. Nach einem Willkommensempfang begann die Tour über die Peninsula. Lunch wurde in einem hoch gelegenen Golfclub-Restaurant mit Ausblick genommen und dann wurden mit dem schweren Nissan-Geländewagen die London-Bridge, Arthurs Stuhl u.a. aufgesucht. Die Küste der Peninsula südlich von Melbourne ist nicht so spektakulär wie die der Great Ocean Road, aber durchaus besuchenswert. Es windete, doch konnte man ohne Jacke gehen. Zum Kaffeetrinken saßen alle auf der Veranda im Obergeschoss des Hauses der Gastgeber zusammen und blickten auf den subtropischen Garten, durch den Lori, Schopftauben und kleine schwarzweiße Vögel schwirrten, die sich an die Fütterung aus der Hand von Margrit mit sehr klein geschnittener Fleischwurst von Aldi gewöhnt hatten. Im Gespräch verging die Zeit im Fluge. Nach dem Genuß von einheimischem Rotwein und einer herzlichen Verabschiedung ging die Fahrt mit dem Zug zur letzten Übernachtung in Australien nach Melbourne zurück.

 

 

Mist!

Freitag, 20.11.2015

Letzter Tag in Australien, letzter Tag in Melbourne. Am Morgen wurde im kostenfreien Innenstadtdistrikt mit der Circle Line 35 einmal das Zentrum umrundet, was etwa eine Stunde dauerte. Während der Fahrt in dem älteren Straßenbahnwaggon, so wie wir sie aus den fünfziger Jahren kennen (hier aber nicht als historische Besonderheit, sondern im alltäglichen Gebrauch eingesetzt), erfolgten Lautsprecherdurchsagen zu den Sehenswürdigkeiten an den einzelnen Stationen, anerkennenswert gut.

Der Queen Victoria Market ist ein riesiger Basar, in dem alles von Lebensmitteln bis zu Kleidung usw. angeboten wird, dabei auch viele australienspezifische Artikel, zu günstigeren Preisen als vielfach anderswo.

Eine sehr angenehme Überraschung war die State Library of Victoria, ganz besonders für Bücherbegeisterte. Abgesehen von dem riesigen Literaturangebot werden in mehreren Sälen viele Computerplätze vorgehalten, die auch eifrig genutzt werden. Das Gebäude ist ein prachtvoller Neorenaissancebau mit einem hohen, oben verglasten Kuppelsaal. Das I-Tüpfelchen sind die Ausstellungen in der Bibliothek. In einem großen Saal werden Gemälde mit Landschafts- und Ortsansichten aus Victoria gezeigt, fast alle aus dem 19. Jahrhundert, auch einige Büsten. Ein weiterer Saal enthält Portraits historischer Persönlichkeiten Victorias. In einer umlaufenden Galerie sind kostbare Bücher, überwiegend aus der Zeit bis zum 17. Jahrhundert ausgestellt, darunter erste Bibeln und mittelalterliche Drucke. Wie Bücher die Ansichten in der Welt verändert haben, wird durch Originale von Linne, Darwin und anderen dokumentiert. Es befanden sich auch einige deutsche Werke in der Sammlung. Schließlich wurden noch Utensilien vom Beginn der Besiedlung Victorias bis etwa 1960 gezeigt. Kein Wunder, dass die Reisegruppe in der Bibliothek verblieb, bei freiem Zutritt (fast alle deutsche Kommunen vernachlässigen bedauerlicherweise derartige Kulturausgaben zugunsten sozialer Aufgaben), bis es Zeit wurde, zum Flughafen aufzubrechen.

Am Morgen versprach es ein schöner Tag zu werden und man war in leichter Kleidung ohne Jacke aufgebrochen, die man zusammen mit den Koffern dem Hotel zur Aufbewahrung überlassen hatte. Beim Verlassen der Bibliothek pladderte es jedoch erheblich und man durchnässte. Später kam dann doch nochmals die Sonne durch und Melbourne verabschiedete sich freundlich.

Und dann galt es, sich von Koko und Uru zu verabschieden. Zu aller Überraschung erklärten die beiden, dass wir noch längst nicht alles von Australien wüssten und noch viel zu erzählen sei, und dass sie bereit wären, nach Deutschland mitzukommen, auch wenn es dort, wie sie gehört hätten, kalt und ungemütlich sei, wenn wir sie nur irgendwie an Bord des Flugzeugs schmuggeln würden. Sollen wir das freche Gezeter noch länger ertragen? Weil die beiden aber so treuherzig guckten und sie versprachen, sich in Zukunft zu vertragen, konnte ihnen der Wunsch nicht abgeschlagen werden. Also fliegen Koko und Uru mit. Prompt teilte Uru mit, dass er alle, die dieses Internettagebuch gelesen haben, examinieren werde, ob sie auch noch alles wüssten. Koko schränkte ein, dass man auf das Abfragen der Inhalte, die sowieso jeder weiß, aber verzichten könne.

Wie schon bei der Ankunft in Melbourne wurde wieder der Hotelbusshuttle in Verbindung mit dem Skybus genutzt. Über die Hotelrezeption wurde eine gewünschte Abholzeit an die Skybuszentrale mitgeteilt und tatsächlich traf der Shuttlebus beim Hotel zwei Minuten nach der genannten Zeit ein und brachte die Reisegruppe zum Flughafen. Der Shuttledienst ist in dem relativ günstigen Fahrpreis für den Transfer enthalten und war schon in Deutschland über das Internet gebucht worden. Bis hierhin verlief noch alles planmäßig.

Beim Einchecken wurde mitgeteilt, dass die gebuchte Maschine ausfällt (planmäßige Abflugzeit 23.55 Uhr), und statt dessen ein Flugzeug um 02.55 Uhr starten soll. Wie der Anschluss nach Düsseldorf dann in Dubai erfolgen wird, ist noch unklar; eventuell muss erst nach London und von dort nach Düsseldorf geflogen werden, was bei der Ankunft in Dubai mitgeteilt werden soll. Als Entschädigung wurden Verzehrgutscheine ausgegeben. Das wird eine lange Nacht! Schließlich wurden der Reiseteilnehmerin die Wasserflaschen abgenommen (bei bisherigen Kontrollen konnten sie mit an Bord genommen werden) und dem Reiseleiter die Rolle Klebeband, die als Hilfsmöglichkeit bei Pannen am Auto o. ä. mitgeführt und alle vier vorherigen Sicherheitskontrollen anstandslos passierte. Danach wurde die Reisegruppe als Stichprobe zur Untersuchung auf Sprengstoffspuren herausgepflückt und unterzog sich einer besonderen Untersuchung mit einem chemischen Testverfahren. Mit allen anderen Passagieren musste man sich anschließend nochmals von einem niedlich aussehenden Sprengstoffsuchhund abschnüffeln lassen. Und jetzt wird man stundenlang in der Abfahrtshalle zubringen dürfen. Mist, Mist, Mist! Wenigstens funktioniert das kostenfreie Flughafen-WiFi zur Abfassung dieses Berichts.

 

Dubai und Rückkehr

Samstag, 21.11.2015

Nur 20 Minuten später als die angekündigte Abflugzeit startete das Ersatzflugzeug in Melbourne und erreichte nach 14 Stunden planmäßig Dubai. Am Flugsteig wurde man empfangen und erhielt neue Boarding Passes. Die Wartezeit bis zum Abflug der Maschine nach Düsseldorf beträgt vier Stunden, so dass die Ankunftszeit in Düsseldorf um 19:10 Uhr sein soll. Itzo sitzen Koko, Uru und die Reisegruppe am Gate in der Wartehalle und blicken auf die Himmelslinie von Dubai.

Eintrag am 22.11.2015: Nach insgesamt 36 Stunden ab der Abfahrt am Hotel ist die Reisegruppe wohlbehalten zu Hause in Münster eingetroffen, wo ihr ein rauschender Empfang bereitet wurde. Geistige Getränke flossen in Strömen. Die Zeitumstellung macht zu schaffen. Vollgefüllt mit den vielfältigen Eindrücken von Landschaften, Historie, Menschen und Tieren bedarf es nach dieser Reise einer dringend benötigten Erholung; vielleicht sollte man dafür verreisen.

Damit wird dieses Internettagebuch geschlossen.